Kolumnen

Gutes Aussehen ist nicht alles – Udo trifft Thomas Lamatsch

Wien. Eines der zahlreichen Kaffeehäuser mit Charme und vernünftiger Kaffeekultur. Der alte Mann wartet mit mehreren kleinen Braunen auf den Turnierdirektor schlechthin. Die Tür geht auf, ein Mann kommt herein, aber keine Frau dreht sich nach ihm um. Das kann nicht der Thomas sein. Sekunden später dasselbe Szenario, auch wieder ohne „Aahs“ und Oohs“ der weiblichen Gäste; auch das kann nicht Herr Lamatsch sein.

Dann rumort es , alle Köpfe wenden sich ruckartig dem Eingangsportal zu. Ja, es ist der Herr Lamatsch. Anmut, Kompetenz und die Aura von Autorität erfüllt den Laden.

Thomas, servus. Grüss di, wie Ihr Einheimischen hier sagt. Oder Grüss Gott; also mich.

Amen ! Hallo Udo, servus, wie geht’s Dir?

Blendend, ich bin in einer tollen Stadt, genieße eine Mehlspeise und einen kleinen Braunen. Wenn ich jetzt noch so gut aussehen würde wie du … Thomas, ist Dein extrem gutes Aussehen eigentlich auch Last?

Danke für das Kompliment. Sicherlich ist gutes Aussehen eine Last, von daher habe ich damit kein Problem. Wir sollten mal Brad Pritt fragen.

Wie schaffst Du es, so unglaublich frisch, jugendlich und modelmäßig dreinzuschauen? Hast Du als Kind nur Buttermilch getrunken?

Ich hasse Milch, das liegt aber nicht an der Quelle der Muttermilch. Ich treibe viel Sport, liebe Mode und schaue sehr auf mich. Auch während anstrengenden Turnieren versuche ich Sport zu treiben, oder zumindest in die Sonne zu kommen und ein weiteres Geheimnis ist, dass ich meinen Beruf liebe und es viel Spaß macht, sich im Pokerbusiness zu bewegen.

Ich will Dich jetzt nicht nur auf Dein gutes Aussehen reduzieren. Du bist ja einer der bekanntesten Turnierdirektoren der Welt.  Ist das nicht tierisch langweilig, anderen Leuten beim Pokern zuzuschauen?

Gäääähhhn, ja ist es! Man stumpft ab. Aber ich schaue ja kaum zu, außer ich werde am TV-Tisch dazu „gezwungen“.  Ich beobachte viel mehr das Verhalten der Spieler, der Dealer und aller Anwesenden. Das Spiel selbst interessiert mich nicht, das soll es und das darf es auch nicht. Das einzige Mal, dass ich wirklich zugesehen habe, war in Baden bei der PokerEM als Sandra Naujoks ihren ersten Titel gewonnen hat. Da bin ich wirklich die gesamte Zeit neben dem Tisch gesessen und habe ihr die Daumen gedrückt.

Du bist ja nun schon lange im Pokerzirkus dabei. Hast Du nichts Vernünftiges gelernt? Oder gab es eine Zeit vor dem Pokern?

Klar gab es eine Zeit vor dem Pokern. Meine Studentenzeit. Ich habe Sportwissenschaften und Publizistik studiert und nebenbei sehr viel gejobt, als Sportjournalist, Funktionär und Live-Kommentator auf Pferderennbahnen, war Security bei großen Konzerten, Padockhost bei vielen Formel 1-Rennen, Produktionsassistent in der Werbung. Und zwei Jahre lang habe ich Models betreut, ein Job, der dir auch sehr gefallen hätte. Und einen Sommer lang war ich Sportanimateur in Griechenland, das war mein coolster Sommer. Dann kamen das CCC und das Ende des Studiums. Ich habe mich sofort für das Casinoleben begeistert und Gas gegeben.

Hat es denn nicht zum Spieler gereicht oder wolltest Du auf die andere Seite?

Ich hatte ein paar Erfolge und spiele auch noch ab und zu, aber dadurch, dass ich eine Familie habe, stand dies nie zur Diskussion. Und der ideale Zeitpunkt wäre vor zehnn Jahren gewesen, jetzt ist es viel schwieriger geworden. Bei meinem letzten Antreten hatte ich auch kein Glück. EPT Berlin, Level 1, AA v KK, Flop K und tschüss. Darauf erklärte mir ein Kollege: „Siehst du Thomas, deswegen ist dein Platz hinter dem Tisch und nicht am Tisch“.  Recht hat er …

Verschon mich bitte mit Bad Beat Stories. Danke. Danke vielmals. Wie stelle ich mir das vor, beispielsweise bei einer EPT. Bestimmst du die Strukturen etc oder ist das alles     vorgegeben? Was konkret ist Deine Aufgabe?

Die Strukturen und Turnierpläne werden von der EPT vorgegeben, aber ich hätte ein Einspruchsrecht, sollte ich Einwände haben. Ansonsten geht es mehr um den Ablauf, Planung, Regeleinhaltung, Personalmanagement. Sagen wir anstatt Turnierdirektor einfach Eventmanager, dann trifft es dies ziemlich genau. Und ich bin die letzte Instanz, sollte es Unstimmigkeiten welcher Art auch immer geben, ebenso bin ich bei manchen EPT für den ganzen Cashflow verantwortlich.

Mit wie vielen Leuten bist Du bei einer EPT vor Ort?

Meist sind es um die 65 bis 70 Personen, die eine EPT auf dem Niveau möglich machen! Dealer, Floormen, Dealer Coordinator, Chip Verantwortliche, Anmeldung etc.  Mittlerweile wird das ganze Personal über Global Poker Tour administriert, ich kann bestimmen, wen ich haben will und wen nicht.

Inzwischen kommt mein nächster kleiner Brauner. Ja, ich mag die österreichische Kaffeekultur.

Thomas, warum macht Ihr Österreicher so guten Kaffee? Und warum könnt Ihr kein Fußball spielen?

Liegt wohl an den Türkenbelagerungen, dass wir dadurch so eine Kaffehauskultur haben. Und den Leuten geht es gut  und sie  verbringen viel Zeit im Kaffehaus. Ich persönlich trinke gar keinen Kaffee, der schmeckt mir überhaupt nicht, im Gegenteil. Und Fußball – naja, nicht unser Niveau, 22 Männer, die einem Ball hinterher jagen ...

Ja, das können wir Piefkes besser.  Ansonsten, um wieder politisch halbwegs korrekt zu werden, muss ich ja gestehen, dass ich Österreich und deren Eingeborenen sehr mag. Ich schätze Eure Lebensart, die ist irgendwie cooler, lockerer als bei uns daheim. Liegt das auch an den Türken?

Ich mag euch ja auch und besonders, wenn ihr Schluchtenscheißer zu uns sagt.  In Österreich ist alles recht gemütlich, Rechtsprechung, die Lebensart, wir gehen alle Probleme locker an und sagen uns, wird schon, wird schon.  Liegt aber definitiv nicht an den Türken, sonst wäre es ja bei euch auch viel lockerer, oder?

Du reist ja wegen Pokern viel um die Welt. Deine Lieblingsplätze?

Definitiv alles am Meer. Malaga und Alicante sind großartig, ebenso mein geliebtes Saint Vincent im Aostatal. Am besten mit viel Natur herum, wo ich die paar Stunden Freizeit genießen kann. Einen einzigen Lieblingsplatz gibt es nicht. Mein schönstes Turnier war in der Karibik, Saint Martin.  Damals, das liegt nun schon sicher dieben oder acht Jahre zurück, war es das erste Turnier auf der Insel. Ich hatte die gesamte Familie mitgenommen, weniger Teilnehmer, wenig Arbeit, viel Spaß und gute Bezahlung. Ein Nuts-Turnier …

Wie verbindest du die ganze Reiserei mit der Familie?

Schwer bis gar nicht! Aber wir können mittlerweile damit umgehen; den Schritt haben wir auch gemeinsam entschieden und ich nutze dafür die Zeit, die ich zu Hause bin, viel intensiver.

Mit wem würdest du gerne mal ne Runde spielen?

Noch einmal mit Michael Schumacher und Bernie Eccleston. Ich hatte das Vergnügen schon, vor vier Jahren am Nürburgring mit ihnen zu pokern, also ich habe gedealt. Zusammen mit Rosberg, Kubica, Ecclestone, Schumacher und Ron Dennis. Besonders von Michael und Bernie war ich persönlich sehr beeindruckt. Charmant, cool, freundlich, toller Charakter. Und Bernie ist ein riesen Schlitzohr.
Und als Aufputz noch unseren Arnold Schwarzenegger, der auch privat ab und zu pokert, was mir Ralf Möller erzählt hat.

Spielst Du eigentlich oft? Was ist Deine bevorzugte Variante?

Nicht oft, aber regelmäßig.  Dann am liebsten PLO, wo man noch die schlechten Spieler findet. Oder SnG, da sie zeitlich kalkulierbar sind.

Wie ist dein Spielstil? Spielst Du gut?

Ich denke, dass ich nicht so schlecht spiele. Und eher aggressiv und viele Hände. Meine Schwäche ist das Spiel am Flop, aber nachdem ich das weiß, kann ich damit umgehen.

Wie lustig ist eigentlich tatsächlich auch hinter den Kulissen die Raab Poker Nacht? Der Arme ist ja übrigens nur Vierter geworden bei der Wahl zur Luftnummer des Jahres. Unnötig zu betonen, wer die Wahl mit großem Abstand gewonnen hat …

Sehr lustig und cool. Brainpool hat ein sehr tolles und professionelles Team und nach 24 Sendungen kennt man sich schon sehr gut. Und ein vierter Platz ist schon eine Niederlage, aber bei der Konkurrenz, kein Wunder. Wer könnte dich bei einer Luftnummer schon schlagen. Vielleicht sollte wir eine Schlag den Udo Pokersendung machen?

Grandiose Idee, super Idee. Gerne, jederzeit, sofort. Dafür würde ich sogar Wetten, dass … absagen. Aber nochmal zu Stefan Raab, mit der Bitte um sofortige Erledigung. Meine Fans fordern schon seit Jahren, dass ich da mal mitspielen darf. Kümmerst Du dich bitte drum. Meine Frau fände das auch toll, übrigens. Ganz ehrlich, so ein adretter, eloquenter Bursche wie ich fehle da. Vor allem mein Spielstil würde einige überraschen.

Udo, Du bist der Tausendeinhundertneunzigste auf meiner Liste. Jeder will da mitspielen und sich das Geld abholen. Und-  schlechte Nachricht für Dich, tausendeinhundertneunundachtzig sind weiblich, also NO CHANCE for you.

Wer ist, neben mir, der beste Spieler der Welt?

Du bist fast konkurrenzlos; es fehlt dir nur noch das nötige Turnierglück, um mehr Bracelets als Phil Hellmuth zu gewinnen.

Ich will doch gar keine Bracelets. Zum einen trage ich keinen Männerschmuck, zum anderen habe ich eine fast schon religiöse Abneigung gegen Final Tables.

Ansonsten kommt Dir Daniel Negreanu am nächsten! Er ist einfach einer der coolsten, nettesten und professionellsten Spieler.

Wir beide müssen auch mal einen ausspielen. Oder kneifst Du?

Jederzeit, mein Lieber.  Live, Online, HeadsUp, Strippoker mit Livestream, Flaschendrehen, Schafskopf, MauMau, Backgammon oder diese andere Spiel, wie heißt das nochmal ? Ach ja, Texas Hold’em. Das letzte Mal gekniffen habe ich beim Urologen.

Ein mehr als schönes Schlusswort; auch wenn ich die nächsten zwei Wochen dieses Bild wohl nicht mehr aus meinem Kopf bekomme.

Eine Anmerkung in Gartenbach-mag-Turnierdirektoren-Sache: Bei der GSOP ist Mad Marty Wilson der Turnierchef, auch ein Typ, den man unbedingt einmal live erleben sollte. Die Chance hierfür besteht bald in Salzburg und bei dem GSOP Final in der Karibik im April. Dafür gibt’s schon reichlich Qualifier auf Betsson.  Ich glaube, ich werde so eins jetzt spielen müssen. Ich muss auf andere Gedanken kommen …


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