Kolumnen

Schwachsinn. Immer mehr Pokerspieler glauben an Magie und Esoterik.

Es ist nicht schmeichelhaft, als Fisch bezeichnet zu werden. Oder als großer Fisch. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Mit meinem Pokerverständnis gibt es nur die Wahl zwischen diesen beiden Tieren. Es ist keine gute Zeit für Fische. Irgendwie.

Die Esoterik-Branche macht alleine nach vorsichtigen Schätzungen in Deutschland mehr als acht Milliarden Euro Umsatz. Immer mehr Menschen wenden sich okkulten Belangen zu, weil sie die wirkliche Welt als kompliziert, böse und fade empfinden. Pokerspieler sind hier natürlich keine Ausnahme. Immer mehr Kartenfetischisten gehen zu Wahrsagern, Schamanen, Geistheilern und lassen sich ihre Phobie vor dem Flop spirituistisch behandeln.

Das ist aber alles Unsinn, Mumpitz und Schwachsinn. Es wurden schon Pokerspieler gesehen, die nur bei Vollmond Sit-and-Go-6-max spielen und ihre Karten mit dem Morgenurin ihres schwarzen Katers beträufeln. Glaubt mir, es hilft nichts.

Auch wenn viele der geneigten Leser an übersinnliche Phänomene glauben und entsprechende esoterische Hilfen in Anspruch nehmen, es funktioniert nicht. Glaubt auch bitte nicht  der Wahrsagerin, die einem ein gemeinsames Leben mit Jennifer Aniston, jedes Jahr den neue Aston Martin und fünf Bracelets vorhersagt. Ehrlich, das stimmt nicht; ich bin auch darauf reingefallen.

fengshuiAuch Feng Shui ist kein probates Mittel; die meisten Casinos erlauben es nicht, wenn erst einmal alle Pokertische umgestellt werden; die Roulette-Tische wegen dem schlechten Karma geschlossen und die Wände mit reinweißer Farbe mit einem Stich ins Eierfarbene gestrichen werden.

Auch die mittlerweile immer häufiger eingesetzten Grundmotive der Hermetik (nach Hermes, alt, gestorben, keinen Hendon Mob Eintrag) sowie die daraus abgeleiteten Formeln der späteren Esoterik als Vorstellung einer alles verbindenden Sympathie, welche die Entsprechungen zwischen Spieler, Tisch, Dealer und Floorman begründen, erwiesen sich als ausgemachten Blödsinn.

Selbiges gilt für eingesetzte und am Tisch verwendete alchemistische Formeln aus dem späten 18. Jahrhundert. Kein Zauberspruch verbunden mit einer entsprechenden Destillationsapparatur transmutierte bislang eine Kreuz Vier in das Herz Ass.

Selbiges gilt für kabbalistisch ausgeprägtes Herumtanze um den Tisch; vor allem bei Online-Sessions.

Bei vielen Pokerspielern immer beliebter; dennoch absolut nicht hilfreich; ist die Anwendung der chaldäischen Orakel im neuplatonischem Kontext. Habe ich mir sagen lassen.

Das einzig wirklich helfende Medium für ein besseres Pokerspiel ist das Kartenlegen. Nachdem der Dealer die Holecards ausgeteilt hat, legt er alle verbleibenden Karten offen auf den Tisch. Nach zwei Minuten des Anschauens; verbunden mit einem Mantra-Spruch; werden die Karten wieder gemischt und ins Spiel gebracht. Ehrlich, das hilft.


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