Auch heute und hier, an dieser exponierten Stelle, ein fundiert recherchierter und relevanter sowie dem verehrten Leser zugeneigter Artikel von mir. Ich werde ja oft gebeten, etwas über meine Kernkompetenz zu schreiben. Weniger über Poker, von dem ich nachweislich nur marginale, fast schon rudimentär zu bezeichnende Kenntnisse habe.
Also will ich dem Wunsch gerne nachkommen und heute meinen Wein des Monats küren. Ein Spanier. Piélago 2009. Ein reinsortiger und reinrassiger Garnacha von der Bodega Jiménez Landi. Aus dem Anbaugebiet Méntrida. Für die geographisch interessierten Leser. Ausgezeichnet mit 93 Parker-Punkten; das ist in etwa vergleichbar mit 37 Hendon-Mob-Einträgen.
Die Reben dieser Trauben stehen auf einem Granitsand in einer Höhe bis zu 900 Metern; kontinentales Klima wirkt sich extrem günstig auf den Reifeprozess aus. Der junge Winzer Daniel Jiménez-Landi gilt als neuer Star-Weinmacher in Spanien. Er lässt alle seine Weine spontan vergoren; das Traubengut wird noch mit den Füssen eingemaischt. Hier wird der Wein noch mit den Füssen getreten; so wie ich meistens bei meinen immer wieder versuchten Cash Game Runden.
Jährlich werden von dem Piélago nur 5.000 Flaschen hergestellt; 12 davon befanden sich in meinem Besitz. Aktuell sind es nur noch 10. Morgen wahrscheinlich nur noch 9; diese werde ich aber zum Teil einlagern. Er wird sich sicherlich weiterentwickeln; anders als ich beim Kartenspielen.
Ein (wie auch der Autor dieser Zeilen) charakterstarkes, ehrliches und treues Produkt. Lecker ist untertrieben. Intensive Farbe, Aromen diverser Beeren, ein Hauch von Kräuter. Am Gaumen mineralisch und sehr vielschichtig. Elegante Frische mit einer hervorragenden Säurestruktur, welches für Weine dieser Region eher selten ist. Und mit 21,90 Euro ein extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Tropfen dieser Klasse. Erhältlich übrigens über meinen Lieblingsweinversand vinogusta.
Ich persönlich empfehle, ihn eine Stunde vor dem Genuss zu dekantieren. Dann kommt Freude auf, dann kommt Geschmack auf und tröstet einen über so manch verlorenen Flip hinweg. Also mich zumindestens – denn lieber gut getrunken als schlecht verloren.
Welches im übrigen Thema meiner Kolumne nächste Woche sein wird. Meine Negativbilanz der letzten 12 Monate. Downswings als Tagesgeschäft. Ich erwarte kein Mitleid. Ich erwarte keine Häme und ich erwarte auch keine Hilfe. Prösterchen.