Es beginnt immer um kurz vor 12 Uhr Mittags. Denn dann fängt das Event des aktuellen Tages an. Vorher noch einen kurzen Einkehrschwung bei Starbucks und den Besucherstrom in Richtung Amazon-Room beobachten. Für mich ging es dann heute morgen allerdings erst mal in den Media-Raum. Rechner aufstellen und alles vorbereiten.
Der heutige Tag beginnt dann auch nicht ganz so hektisch wie manch anderer. Denn traditionell zieht das $1.500 Pot-Limit Holdem nicht ganz so viele Interessenten an. Beim „Shuffle Up and Deal“ waren es immerhin schon fast 500 … und man hat noch zwei Level (2h) Zeit sich zu registrieren. Auch werden die bekannten Namen heute Mittag etwas dünner gesät sein, denn viele von ihnen werden sich sicher eher vom $3.000 H.O.R.S.E Event angezogen fühlen.
„Shuffle Up and Deal“ ist auch der traditionelle Startschuss von Turnierleiter Jack Effel (nachdem er den Teilnehmern noch einmal die wichtigsten Regeln erklärt hat). Und schon geht es für alle auf eine mehr oder weniger lange Reise. Denn die, die bis zum Ende des Tages durchhalten, werden dann gute 14h im Rio verbracht haben.
Für mich ist nun erst einmal Zeit ein bisschen Twitter zu checken. Dabei erfährt man dann, das Tiffany Michelle heute leider nicht ins Rio kommt und dass das Caesars mal eben das heutige Event von $330 auf $540 geändert hat. Und John Caldwell bemerkt dazu, dass auch die „Strukturen im Caesars deutlich verschlechtert wurden“. Erik Seidel schreibt, dass er sich entschlossen hat, das PL Holdem zu spielen, geht aber mit relativ geringen Erwartungen in das Turnier.
Unübersehbar bei Twitter auch die viele Glückwünsche für Brian Lemke, der gestern leider den deutschen Fabian Quoss im $5.000 NL geschlagen hat. Allerdings steht dahinter auch eine ebenso interessante wie traurige Geschichte: Brian Lemke ist der Cousin des kürzlich verstorbenen Justin Shronk, Mitglied des Pokerroad-Teams um Joe Seebok. Dementsprechend groß war natürlich auch die Freude der Anhänger und Mitglieder des Pokerroad Teams. Viele Spieler hätten an Brians Stelle gegen einen 4:1 Chiplead im Heads-Up wahrscheinlich mental schon aufgegeben. Aber das hier war definitiv eine Herzensangelegenheit. Und gegen „Got Shronk“ konnte Fabian Quoss am Ende einfach auch nichts ausrichten.
Zeit sich ein bisschen im Amazon-Room umzusehen. Denn neben dem um 14 Uhr beginnenden Tag 2 des $2.500 Six-Handed mit Nasr El Nasr als zweitem im Chipcount und Daniel Zink auf Platz 4 läuft bereits das das Omaha H/L mit jetzt noch 13 verbliebenen Spielern. Und wenn man Daniel Negreanus Twitter Einträgen trauen darf ist er gerade dabei wieder gut aufzuholen. Aber zum Glück kann ich das ja gleich vor Ort beobachten. Aber faszinierend ist es schon, wie Twitter die WSOP auch für die Reporter verändert hat. Heute bekommt man quasi von den Spielern selber die Information wo sich richtig was tut und kann entsprechend reagieren.
Zurück im Media-Room, da das das Omaha H/L nun eine 20minütige Pause hat. Aber sehenswert waren die letzen Minuten allemal. Zwei Tischen, von denen einer ohne Frage der unterhaltsamere war. Daniel Negreanu ist definitiv der „Gute-Laune-Bär“ am Tisch und hat immer den richtigen Spruch auf Lager … vor allem wenn es bei ihm gut läuft. Bei einem Average von 400.000 Chips konnte sich der Shortstack Negreanu innerhalb kürzester Zeit von 65.000 Chips auf über 250.000 Chips hocharbeiten. Vor der Pause ging es dann aber leider wieder abwärts auf 131.000 Chips.
Hier mal ein paar optische Eindrücke.
Die Pause ist zuende und außerdem geht es nun auch weiter mit dem Six-Handed Event. Also wieder auf in den Amazon Room. Zuerst mal sehen wo die deutschen Spieler überhaupt sitzen.
Dann gleich weiter zur Bracelet Zeremonie. Eine schöne Neuerung in diesem Jahr. Bisher wurden die Bracelets direkt nach dem Event übergeben. Da dies meist spät in der Nacht war haben es natürlich nicht mehr allzuviele Zuschauer gesehen. Nun gibt es die offiziell Übergabe inklusive Nationalhymne am nächsten Tag um 14:30 Uhr. Und natürlich ein Interview mit der charmanten Lacey Jones.
Viel Ruhe zum Schreiben bleibt nicht. Denn ein Highlight jagt das Nächste. Im 6-handed ist die Bubble erreicht und es wird „Hand-for-Hand“ gespielt. Kurz danach platzt die Bubble und zumindest Nasr El Nasr, Daniel Zink, Johannes Strassmann und Cort Kibler-Melby sowie Thorsten Schuler (die nebeneinander sitzen) sind im Geld.
Und dann gibt es die Zeiten, da macht es überhaupt keinen Spass von der WSOP zu berichten. Bei meiner Rückkehr in den Amazon-Room war der Platz von Nasr El Nasr plötzlich leer und wurde kurz danach von Layne Flack eingenommen. Darüber hinaus hatte der bisherige Nachbar von Nasr plötzlich einen verdächtig großen Stack. Unheil lag in der Luft. Ich finde Stefan Hachmeister (der hier für das Royal Flush Magazin berichtet) und zusammen gelingt es uns herauszufinden, welches Drama sich kurz vorher abgespielt hat. Nasr ist mit seinem Top 5 Stack mit dem Top 5 Stack von Brian Meinders aneinander geraten. Sein Raise mit AA wird von Brian Meinder mit 57s gecallt. Der Flop bringt den Flush Draw für Meinders. Der geht All-In und Nasr callt. Der Turn ist ein Blank aber der River bringt den Flush für Meinders … und aus die Maus!
Aber Freud und Leid liegen im Amazon Room oft nahe beieinander. Daniel Negreanu hat es nämlich zwischenzeitlich geschafft. Als Shortstack in den Tag gegangen sitzt er nun zum zweiten mal an einem Finaltisch der WSOP 2009. Und auch für den ehemaligen Shortstack Cort Kibler-Melby sieht es im Six-Handed besser aus. Mit 100.000 Chips liegt er nun im Durchschnitt.
Dann hat das Six-Handed eine kurze Pause … aber für die Reporter gibt es keine. Denn in 15 Minuten beginnt bereits das $3.000 H.O.R.S.E. Also auf in den Brasilia-Room. Und wie erwartet ist die Stardichte dort riesig. Greg Raymer, Vanessa Rousso, Andy Black, Robert Williamson, Marcel Luske und, und, und … Aus deutscher und österreichischer Sicht z.B. auch George Danzer, Michael Keiner und Markus Golser und viele andere:
Gegen 18:30 Uhr ist dann das Feld im Six-Handed runter auf 60 Spieler. Cort Kibler-Melby ist leider gerade am selben Spieler wie Nasr El Nasr gescheitert und wird 60. für $6.656. Daniel Zink ist noch mit knapp 200.000 Chips dabei. Zeit mal beim Omaha H/L Finaltisch vorbeizuschauen.
Und wieder ein gut besetzter Finaltisch: u.a. mit Daniel Negreanu, Annie Duke und Daniel Alaei. Sicher auch kein Tisch der schnell beendet ist. Damit können sich die WSOP Reporter auf einen langen Abend einrichten. Zumindest ist dank Daniel auch hier für gute Stimmung gesorgt. In der Pause war z.B. gerade Wettrennen zu den Toiletten angesagt … dieses Rennen konnte Daniel schon mal für sich entscheiden. Aber auch im Turnier steht er als Vierter im Chipcount nicht schlecht da.
Dann geht das Six-Handed in den Dinner-Break und auch ich werde mir mal wieder für $6 eine – hoffentlich noch warme – Mini-Pizza von Pizza-Hut aus der Poker-Kitchen gönnen bevor es dann in den abendlichen Endspurt geht.
Zurück vom Essen … die Pizza war nicht wirklich warm, dafür gab es die Gelegenheit sich kurz mit Daniel Zink zu unterhalten. Dem geht es mit seinem Stack von rund 185k (Neunter im Chipcount) relativ gut und er sieht auch noch sehr entspannt aus. Mit seinem Tisch ist er auch sehr zufrieden. Beste Voraussetzungen also damit es auch für ihn noch ein längerer Abend werden kann. Und auch für Annie Duke ist der Abend noch nicht zuende … dafür aber das Omaha H/L Event. Für Platz 8 gab es $58.049. Als echter Pokerprofi hat sie sich aber noch rechtzeitig ins $3.000 H.O.R.S.E Event eingekauft und spielt nun dort gleich weiter.
Und dann war da ja noch das $1.500 PL Holdem das heute Mittag den WSOP Tag eingeläutet hat. Hier sind zur Zeit noch 161 von 633 Teilnehmern mit dabei. Und auch in diesem Feld findet man noch einige bekannte Namen wie: Andy Bloch, Erik Seidel, Antonio Esfandiari und Mike Sexton.
Inzwischen ist es 10 Uhr Abends und der Tag ist für mich schon gute 11 Stunden alt. Langsam machen sich erste Ausfallerscheinungen bemerkbar … die Augenlider werden deutlich schwerer. Darüber hinaus macht sich nun auch die Kälte im den Räumen des Rio bemerkbar. Zum Glück reicht aber das W-LAN bis in den Außenbereich vor der Poker Kitchen. Denn zumindest in Vegas ist es draußen meist wärmer als drinnen.
Da ich morgen nun selber wieder im Venetian ins Turniergeschehen eingreifen werde geht es nun erst mal dorthin zum Registrieren. Denn auf die langen Warteschlangen am Turniertag habe ich nun mal gar keine Lust. Und danach geht es dann auch schon ins Bett um genügend Energie für morgen zu haben. Daniel Zink hat hoffentlich heute schon genug Energie um auch die nächsten vier Stunden zu überstehen. Für Daniel Negreanu hat es leider auch heute nicht fürs Bracelet gereicht. Mit $130.401 Schmerzensgeld war für ihn auf Platz 4 Schluss beim Omaha H/L.
Damit endet für mich heute der Tag auf der WSOP und es würde mich freuen, wenn Euch dieser kleine Einblick in den Ablauf der WSOP gefallen hat. Und morgen geht dasselbe Spiel ab 12 Uhr mittags wieder von vorne los … also eigentlich ein anderes Spiel … aber ihr wisst schon was ich meine! Gute Nacht aus Las Vegas.