Kolumnen

Wenn Musik dreißigtausend Dollar kostet

Pokerspieler können sehr ungehalten werden, wenn sie in ihrer Trauer über den verlorenen Pot angesprochen werden. Feingefühl, Spielübersicht und Klugheit sind die Attribute, die dann abverlangt werden. Wie man hier in Vegas immer wieder hört, ist Rosi die beste in dem Metier.

Wenn man aber eines der letzten Geheimnisse der Spieler wissen will, nämlich was die Spieler während eines Turniers bei der WSOP in ihren Headphones für Musik hören, dann muss man sich geduckt und ganz leise von hinten anschleichen, einen Moment abwarten in dem sie vielleicht gerade ein All-In überlegen und der Gegner schon „Floor! Time!“ rief, um ihnen dann in diesem Augenblick der Unkonzentriertheit ihrer Umwelt gegenüber die Kopfhörer runterzureissen und schnell reinhören was für Musik gerade läuft.

Wenn man aber an seinem Leben hängt, dann ist es besser, man fragt in der Pause und so bekommt man auch die notwendige Information und die ist manchmal sehr überraschend.

Dass Chino Rheem, der übrigens etwas deutsch spricht, weil er ein halbes Jahr in Frankfurt lebte, Hip Hop á la Kanye West in seinem ipod hat, sollte aufgrund des klischeehaften Auftretens nicht verwundern.

Chino Rheem

Auch fast klassisch weiblich die Musik von Katja Thater, die sich mit George Michael von ihren unglücklichen Karten beim $ 1.500 Horse abzulenken versucht.

Katja Thater

Der Wiesbadener Sanny Karatas wiederum hört während seiner Turnierrunden nicht Musik sondern ausschließlich Urwaldregen. Weshalb auch nicht, wenn es hilft zu beruhigen und einen kühlen Kopf zu bewahren, obwohl dies bei den Temperaturen in den Sälen eher zu Erfrierungen führen könnte.

Andy Black will nur „the music of the chips“ hören und je mehr er davon hat, desto lauter will er sie genießen.

Ebenso Greg Rymer und Carlos Mortensen; die den Nuancen in der Stimme ihrer Mitspieler Aufmerksamkeit schenken; um diese bei einer leichten Stimmveränderung sofort in den Abgrund zu schicken.

Small Talk mit Greg

In die Klassische Schiene mit Mozart und Down Beat nach Kruder& Dorfmeister zur Beruhigung und Hip Hop zum Anpeitschen, wenn er etwas müde ist vom Vortag, findet sich Markus Golser musikalisch zufrieden.

Mozart macht Markus fröhlich

Anton Allemann, der Schweizer, verhält sich völlig konträr zur sprichwörtlichen Langsamkeit seiner Landsleute und verbringt seinen akustischen Nachmittag auf der WSOP mit Papa Roach und Offspring.

Greg mit Anton

Das aktuelle Musik nicht nur den jungen Highrollern vorbehalten ist, beweist der immer junge Sigi „Stocki“ Stockinger: Depeche Mode, Archtic Monkeys, The Smith, The Strokes, Interpol, Blur und Oasis und der ganze Rest der Indie Pop Szene lassen und erahnen, weshalb er noch immer aussieht wie ein Vierzigjähriger.

Sigi ohne Musik - ein Bild mit Seltenheitswert

Am teuersten kam aber die Erfahrung der Kombination Poker und Musik Mike „the Mouth“ Matusow. Er versuchte es einmal und verlor an diesem Abend vor fünfzehn Jahren mit einem Schlag dreißigtausend Dollar und seit dem sagt er: „I give a shit on Music“. Ob da wirklich die Musik dran Schuld war, bleibt dahingestellt.

Mike "ganz ohne Musik" Matusow

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