Am Wochenende machte die Pokertour.at Station in Linz um den Titel des „Oberöstereichischen Landesmeisters“ auszuspielen. Aber neben dem Titel und der Qualifikation für die Staatsmeisterschaft in Wien gab es für das Buy-In von € 200+30 auch noch ein ordentliches Preisgeld zu gewinnen.
Das besondere an diesem Event ist ohne Frage die Turnierstruktur. Für 10.000 Startchips und langsam steigende Blinds im 45 Minuten Rhythmus muss man sonst weit höhere Buy-Ins bezahlen. Wem das Buy-In allerdings immer noch zu hoch war, der konnte sich bereits ab € 20+5 bei Satellites vor Ort für das Main-Event qualifizieren. Die Pokertour wird vom Concord Card Casino veranstaltet und übers Jahr hinaus macht man in jedem Bundesland Station. Traditionell werden die Events in einer CCC Niederlassung oder einem befreundetem Cardroom ausgetragen. Das CCC in Linz ist allerdings für diese Art von Event definitiv zu klein. Daher wurde die Meisterschaft in die PlusCity in Pasching bei Linz verlegt. Für Pokerneulinge gab es noch ein kleines Rahmenprogramm u.a. mit Vera Russwurm und Gabi Sanejstra (der Pokerdealern aus Stefan Raabs Pokershow) im Rahmen der „Pink Ribbon“ Charity zur Brustkrebsforschung bei der man „Just-for-Fun“ erste Pokererfahrungen sammeln konnte.
Meine erste Teilnahme bei der Pokertour war im Juni die „Niederöstereichische Landesmeisterschaft“ im Poker Royale in Wiener Neustadt. Erfolg und Misserfolg lagen hier nahe beieinander. Platz 16 ist bei 121 Teilnehmern eigentlich nicht schlecht. Schlecht ist allerdings, wenn es sich dabei um den Platz des „Bubble Boys“ handelt. Der zweite Versuch in Innsbruck ging ganz daneben und es reichte nicht einmal zum zweiten Spieltag. Dafür kam vor zwei Wochen der große Erfolg in Graz: Platz 2 und € 3.600 bei 183 Teilnehmern. Dementsprechend optimistisch ging es natürlich an diesem Wochenende nach Linz.
Ein Einkaufszentrum als Austragungsort für ein Pokerturnier bei dem es doch um richtig viel Geld geht, ist schon etwas ungewöhnlich. Mit dem „Marcus-Platz“ hatte man aber eine schöne und zentrale Location innerhalb der PlusCity gefunden, umgeben von Restaurants und Geschäften aller Art. Der Nachteil: Durch die Vielzahl an Besuchern im Einkaufszentrum war es nicht nur sehr laut, sondern auch extrem warm. Erst später am Abend wurde es ruhiger und auch die Luft deutlich besser. Darüber hinaus war der Getränkeservice von der nebenan gelegenen Bar, zumindest am ersten Abend, mit der Teilnehmerzahl teilweise etwas überfordert. Sitzt man allerdings am Tisch, werden diese Dinge schnell zur Nebensächlichkeit. Irgendwann denkt man dann gar nicht mehr darüber nach, dass man gerade in der Mitte eines Einkaufszentrums sitzt.
Die Teilnehmerzahl war mit 139 wie erwartet etwas niedriger als in Graz, das Niveau der Spieler sehr unterschiedlich. Wie auch in Graz gelang es mir relativ schnell meinen Stack von 10.000 auf rund 20.000 Chips zu vergrößern. In der Folge gab es dann allerdings nicht mehr viele spielbare Hände für mich – auch wenn es nicht ganz so extrem wie in Graz war, wo ich 4 Stunden keine einzige Hand spielen konnte. Aber genau das ist der Vorteil der „Deep-Stack“ Struktur. Man kann entweder Druck ausüben (weil man viele Chips hat) oder es gelassen angehen (weil man keine Hände bekommt). Somit lagen, bei noch 90 verbliebenen Spielern, meine 20.000 Chips immer noch über dem Durchschnitt. Zu dieser Zeit wurde dann unser Tisch aufgelöst und am neuen Tisch gab es für mich deutlich mehr zu tun. Allerdings lief es erst einmal kurz in die falsche Richtung, nämlich abwärts. Aber irgendwann hatte ich mir auch hier mein Image erkämpft und konnte mich bis auf 52.000 Chips hocharbeiten.
Ich bin ein vehementer Verfechter der These, dass Poker mehr ein Geschicklichkeitsspiel als ein Glücksspiel ist … aber ein bisschen Glück schadet nie! Meine tägliche Portion Glück kam kurz vor Ende des Spieltages und es war fast genau dieselbe Hand mit der Scott Montgomery den unglücklichen Craig Marquis beim WSOP Finale vor wenigen Stunden vom Tisch nahm. Der Shortstack trifft am Flop sein Set, um dann wieder von meinem AQ mit einem Straight auf dem River geschlagen zu werden. Für den Shortstack eine sehr unglückliche Art um auszuscheiden. Aber ich war natürlich froh, den Tag als Vierter mit 77.300 Chips zu beenden. Hätte ich diese Hand verloren wäre ich (wie in Graz) als Shortstack mit gerade mal 35.000 Chips in den nächsten Tag gegangen.
Die Platzauslosung für Tag Zwei hätte nicht besser sein können: Ich war der einzige Bigstack am Tisch. Direkt links neben mir ein absoluter Shortstack. Leider ging das Blind vs. Blind Duell gegen den Shortstack erst einmal schief und er konnte verdoppeln während mein Chipvorteil gegenüber den Verfolgern etwas geschmolzen war. Und das Schicksal meinte es an diesem zweiten Tag nicht wirklich gut mit mir. In der Folge sollte mir nichts mehr gelingen. Der große Stack schmolz immer mehr zusammen. Blind um Blind und Ante um Ante ging in den Pot. Mit noch 21 Spielern war wider einmal die „Tagesdosis Glück“ gefragt: Mein All-In lief gegen AA eines Shortstacks aber der Flop brachte mir zwei Paare und dem Shortstack das Aus.
Mit nun noch zwei Tischen wurde es langsam spannend, denn nur 15 Teilnehmer sollten ins Geld kommen. € 400 für die ersten bezahlten Plätze und € 7.200 für den Sieger. Für mich blieb es ein hin und her zwischen Average und Shortstack. Trotz meiner guten Ausgangsposition am Beginn des Tages gab es heute einfach kein Vorankommen. Mehrfach musste ich gute Starthände weglegen. Der härteste Fold war sicherlich JJ gegen ein All-In eines Bigstacks mit 17 verbliebenen Spielern. Aber es sollte am Ende nicht nur für die letzten 15, sondern auch für den Finaltisch reichen. Allerdings war ich mit 65.000 Chips weit hinter den anderen, die 150.000 und mehr Chips an den Finaltisch brachten.
Für die Teilnehmerzahl von 139 hatte das Spiel bis zum Beginn des Finales bereits relativ lange gedauert (insbesondere während der Bubble-Phase). Dementsprechend hatten die Blinds mit 6.000/12.000 (1.000 Ante) bereits Regionen erreicht die jedem der verbliebenen Teilnehmer wehtaten. Auch wenn es nun eine deutlich höhere Anzahl von Preflop All-ins gab und wir selten überhaupt einen Flop sahen, artete das Ganze trotzdem nicht zu einem reinen Glücksspiel aus. Alle Finalisten waren sehr diszipliniert und sorgten dafür, dass es spannend blieb. Da mir allerdings auch am Finaltisch die wirklich guten Hände versagt blieben hieß es für mich erst einmal den Coinflip zu suchen und zu gewinnen. Danach war auch ich wieder in der Situation gezielten Druck ausüben zu können. Mit 184.000 Chips erreichte ich meinen persönlichen Höchststand und konnte noch drei weitere Spieler am Finaltisch überleben. Aber der „Gummibandeffekt“ verließ mich auch am Finaltisch nicht und am Ende lief ich mit nur noch 90.000 Chips und A8s in ein Paar Asse. An diesem Tag hätte sicher auch mehr drin sein können – trotz allem ist ein 6. Platz für € 1.355 immer noch ein großer Erfolg.
Die Pokertour.at geht am 27. – 30.11. im Poker Royale mit der „Burgenländischen Landesmeisterschaft“ auf ihre letzte Station in diesem Jahr. Am 13. – 14.12. gibt es dann das große Finale im Concord Card Casino in Wien.
Harald Gärttner
Herzlichen Dank an Pokertour.at für die Bilder!
Rang | Name | Preisgeld | Punkte | Ticket |
1.Platz | HÖLLHUBER Peter | € 7.140,00 | 2.100 | Ticket |
2.Platz (LM) | FRITZ Günther | € 4.210,00 | 1.770 | Ticket |
3.Platz (2.d.LM) | GERGELY Attila | € 2.865,00 | 1.500 | Ticket |
4.Platz (3.d.LM) | REITER Reinhold | € 2.345,00 | 1.260 | Ticket |
5.Platz | ASCHAUER Ernst | € 1.740,00 | 1.050 | Ticket |
6.Platz | GÄRTTNER Harald | € 1.355,00 | 870 | bereits qual. |
7.Platz | HÜBWEBER Jürgen | € 1.110,00 | 720 | Ticket |
8.Platz | ROLL Andreas | € 860,00 | 600 | Ticket |
9.Platz | LEITNER Reinald | € 610,00 | 480 | Ticket |
10.Platz | SEBILLE Veronique | € 435,00 | 390 | Ticket |
11.Platz | PÖTSCHER Daniel | € 435,00 | 300 | |
12.Platz | WEIDINGER Gerald | € 435,00 | 240 | |
13.Platz | SEYRL René | € 390,00 | 180 | |
14.Platz | ERLINGER Robert | € 390,00 | 150 | |
15.Platz | ZEUGNER Marco | € 390,00 | 120 | |
16.Platz | PACHINGER Roman | € 150,00 | 90 | |
17.Platz | BERNHAUSER Christoph | 60 | ||
18.Platz | STOSCHKA Oliver | 30 |