Für das gestrige € 200 unlimited Rebuy Satellite, welches um 20 Uhr startete, öffnete die Registration eine Stunde vor Turnierbeginn. Das ist jetzt nichts ungewöhnliches, ungewöhnlich war aber, dass geschätzte 350 Spieler sich um nur 150 Tickets bemühten.
Als nach 20 Minuten nur noch 40 Tickets verblieben und der Verantwortliche dies verkündete, kam es zu tumultartigen Szenen, welche ein wenig an die 50er Jahre Darstellungen in Filmen hysterischer Hausfrauen, welche zum Abverkauf einen Laden überrannten, erinnerte. Gedränge, Beschimpfungen, Wegdrängen etwaiger Kontrahenten, welche das Ticket vor einem selbst ergattern könnten, ebenso wie die besagte Hausfrau, die den Spitzen BH mit klassischem Schnitt verteidigt. Es ging leider so weit, dass Körperschäden nicht auszuschließen gewesen wären und endete damit, dass Thomas Kremser, am Tisch stehend und mit lauten Worten, versuchte die aufgebrachte Masse zu beruhigen, von den Securitys kläglichst im Stich gelassen.
Wie so oft bei Veranstaltungen der Pokerszene wird sofort Skandal skalliert, wenn es zu organisatorischen Komplikationen kommt und wie sollte es anders sein, auch hier war in den Gängen vom „diesmal aber wirklich größtem Skandal“ die Rede, und „das wäre in Dortmund nicht passiert“ (wobei diese Satzstellung in historischen Zusammenhang, schon ein wenig nachdenklich stimmt).
Nun zu den Fakten und Vorwurf gegen die Veranstalter. Die Registrierung öffnete erst eine Stunde vor Beginn des Satellites. Ja, wann sollen sie denn sonst öffnen? Die Organisatoren wissen vorher wohl kaum, wie viele Spieler ausschieden bzw. wie viele Plätze demnach frei sind, um das Turnier zu spielen. Sicherlich ist es nicht erbauend, wenn ein Spieler aus, sagen wir, Hannover anreist, um das Satellite zu spielen und dann keinen Platz erhält. Allerdings spricht auch niemand von einem Skandal, wenn Media Markt DVD-Player um € 1 anbietet und ein potentieller Käufer wegen eines „ausverkauft“ Schildes keinen mehr erhält. Der Fehler, falls diese Frage überhaupt gestellt werden soll, liegt zum Teil auch bei manchen Spielern, deren Verhalten zu diesem Aufruhr führte.
Absperrungen wurden überrannt, Personen mit körperlicher Gewalt zurückgehalten und ein kollektives Drängen. Andererseits muss aber gesagt werden, dass die Veranstalter zu spät verkündeten, dass nur noch wenige Plätze frei sind, um den folgend brutalen Andrang besser regulieren zu können. Auch die seltsamen Gebilde von viel zu engen Ein- und Ausgängen, die zu automatischen Körperkontakt führen. Möchte man eines der beiden benutzen, fördert dies nicht unbedingt das Friedensverhalten von ohnehin schon aufgebrachten Spielern. Das ist aber mit ein wenig umstellen der Rails relativ leicht zu lösen. Auch die Arbeit der manchmal überfordert wirkenden Security ist zu überdenken.
Selbstverständlich wurde von Seiten derer, die nicht am Spiel teilnehmen konnten, der Glaspalast angesprochen und dass dort alles besser gewesen wäre. Diese Vermutung ist einfacher Unfug. Im Glaspalast wären auch nur 50 Tische gestanden und die Platzsituation wäre eine ähnliche gewesen.
Bis jetzt ist die EPT Berlin, trotz der Platzprobleme eine höchst unterhaltsame und gute Veranstaltung. Dass noch Fehler geschehen, ist legitim, wenn man bedenkt dass es noch nie so eine große Pokerveranstaltung in Deutschland gab. Aus den Fehlern, die man macht, lernt man und sicher auch die Veranstalter.