Seit Freitag, den 27.08.2010, steht im Pokerfloor ein neuer Spieltisch: Ultimate Texas Hold’em (UTH) ist in der Spielbank Berlin angekommen. Das von Shufflemaster, einem Sponsor der gerade in Berlin stattfindenden DealerEM als Lizenzgeber vertriebene Spiel gehört zu einer ganzen Reihe von Neuentwicklungen und Regelmodifikationen im Umfeld traditioneller Spiele wie Black Jack und Casino Stud Poker.
Gleich vorweg eine Bemerkung: Es handelt sich bei UTH nicht um ein Pokerspiel im strengen Sinne, selbst wenn ansatzweise einige Elemente aus Texas Hold’em und den allgemeinen Pokerregeln in das Spiel integriert wurden. Der wesentliche Unterschied ist, dass jeder Spieler Heads-up gegen den Hausdealer agiert und dass keine Möglichkeit zum Bluff existiert. Man kann den Gegner (Dealer) nicht zur Aufgabe seiner Hand zwingen. UTH läuft nach relativ starren Regeln ab, zum Schluss werden die Karten von Dealer und Spieler verglichen und anhand der Handrangordnung bewertet. Und jetzt kommt es etwas platt und polemisch: wenn der Dealer schlechte Karten hat, spielt er nicht mit. Ultimate Texas Hold’em ist ein Spiel, bei dem die Bank abhängig von den Einsätzen des Spielers einen teilweise enormen Hausvorteil hat.
Der Spieltisch hat die Form eines gewöhnlichen Black Jack Tisches. Bis zu sieben Spieler sitzen dem Dealer gegenüber. Das Tuch ist auf den ersten Blick mit einer verwirrenden Anordnung an Setzfeldern und Auszahlungsquoten bedruckt. Vor jedem Spieler befinden sich die folgenden Setzfelder: „Ante“ „Blind“ etwas darunter „Play“ und etwas darüber „Trips“.
Spielablauf:
1. Vor dem Austeilen der Karten setzt jeder Spieler je eine Einheit auf „Ante“ und „Blind“. Zusätzlich kann er den optionale „Trips“-Einsatz (ebenfalls eine Einheit) platzieren. Hinter dem Einsatz auf „Trips“ verbirgt sich eine Bonusoption.
2. Anschließend bekommt jeder Spieler und der Dealer zwei Holecards.
3. Nun hat jeder Spieler reihum die Möglichkeiten zu checken oder das Drei- bis Vierfache des Ante-Betrags auf das „Play“-Feld zu setzen.
4. Dann deckt der Dealer den Flop auf. Wer in der vorherigen Wettrunde gecheckt hat, kann jetzt erneut entscheiden. Entweder er checkt erneut, oder er kann nunmehr das Zweifache des Ante-Betrags auf „Play“ setzen.
5. Anschließend deckt der Dealer Turn und River gemeinsam auf. Wieder haben Spieler, die noch nicht gesetzt haben die Möglichkeit zu checken oder nunmehr einen einfachen Ante-Einsatz auf Play zu setzen. Wer jetzt allerdings gecheckt hat, verliert sämtliche Einsätze, also zwei Einheiten auf „Ante“ und „Blind“ plus eventuell der Optionalwette auf „Trips“.
6. Ziel des Spiels ist es, aus zwei Holecards und fünf Boardcards die bestmögliche Pokerhand zu machen.
7. Der Dealer deckt nunmehr seine Holcards auf und bildet seine bestmögliche Hand. Anschließend wird Spielerhand für Spielerhand mit der Dealerhand verglichen. Hat ein Spieler eine bessere Hand als der Dealer, werden „Play“ und „Ante“-Einsätze 1:1 ausgezahlt. Gewinnt der Dealer, zieht er die Einsätze auf „Ante“, „Blind“ und „Play“ ein. Bei einem Unentschieden („Push“) bleiben diese Einsätze stehen. Die Einsätze auf „Blind“ werden mit folgenden Quoten ausgezahlt, wenn der Spieler mindestens eine Straight macht:
Royal Flush 500 : 1
Straight Flush 50 : 1
Quads 10 : 1
Full House 3 : 1
Flush 3 : 2
Straight 1 : 1
Andere Hände push
Erwähnt werden muss noch die Zusatzwette auf „Trips“: Um dort zu gewinnen, muss man zum Showdown mindestens „Three of a Kind“ oder besser haben. Die jeweiligen Hände werden entsprechend der folgenden Tabelle ausbezahlt:
Royal Flush 50 : 1
Straight Flush 40 : 1
Quads 20 : 1
Full House 7 : 1
Flush 6 : 1
Straight 5 : 1
Trips 3 : 1
Beim Showdown muss sich der Dealer „qualifizieren“. Dazu braucht er mindestens ein Paar. Sollte er sich nicht qualifizieren, geht der Einsatz auf „Ante“ an den jeweiligen Spieler zurück. Alle anderen Einsätze werden wie gehabt behandelt.
Nach Auskunft des Floorman im Pokerfloor ist das Spiel trotz der zunächst kompliziert wirkenden Regeln sehr schnell zu erlernen und wurde in den ersten Tagen „verhalten positiv“ angenommen. Die beteiligeten Spielerinnen und Spieler hatten ihren Spaß und vermutlich lässt sich an einem Ultimate Texas Hold’em Tisch wunderbar Zeit totschlagen, wenn man auf einer elend langen Warteliste für das Cashgame ziemlich weit unten platziert ist.
Trotz des zu erwartenden „Fun-Factors“ sollte man dabei aber folgendes nicht aus den Augen verlieren. UTH ist ein Bankspiel, d.h. die Spielbank hat einen „eingebauten“ Hausvorteil. Es gibt vermutlich – wie bei Carribean Stud oder Casino Stud Poker – eine Basisstrategie bei deren Anwendung man am langsamsten verliert. Ohne jetzt in genauere Analysen einzusteigen, erkennt man schon beim Studieren der elementaren Regeln, dass die Bank bevorzugt ist. Besonders deutlich wird das bei den Auszahlungsquoten für die Zusatzwette „Trips“. Jeder Pokernovize hat hoffentlich früh gelernt, dass die Chance aus einem Pocketpair auf dem Flop Trips zu machen bei 1:8 liegt. Sollte er bei UTH zum Schluss der Partie einen Drilling erwischt haben, bekommt er aber nur 1:3 ausgezahlt. Hier wird der Begriff „negative Gewinnerwartung“ wirklich deutlich.