Kolumnen

Live Poker Aktuell. Eine Melange der Melancholie.

Eine fast schon philosophische und nahezu melancholische, dennoch nicht immer ernst gemeinte Betrachtung der aktuellen Situation rund um Poker. Natürlich nicht ausschließlich ernst gemeint; ist ja schließlich vom alten Gartenbach geschrieben. Der meint selten etwas ernst. Nicht einmal sich selber. Rotwein ausgenommen.

Also, Poker. Wir spielen weniger. Weniger bis kaum oder sogar gar nicht. Live-Poker ist sowieso unterbrochen. Mal wieder.
Das fällt schwer. Sehr schwer. Viele haben damit große Probleme. Sie lieben Poker als das einzigartige, ganz besondere Spiel, das es ja nun tatsächlich ist. Und gleichzeitig ist es ein Vertreter aller Kartenspiele; auch aller Spiele generell, eine Art Institution. Und wenn der Vertreter einer Institution nicht mehr unter uns weilt, beispielsweise der Papst, muss er, sie, es ersetzt werden. Damit keine Unordnung entsteht. Und das eigene Leben durcheinandergerät. Poker zu ersetzen ist nicht machbar. Gespräche mit der Frau? Mau Mau? Die Glocke vom alten Schiller oder sonstige Bücher? Alles ganz nett, aber natürlich kein Vergleich. Zumal wir es eh nicht wirklich dürfen und die entsprechenden Vergnügungsstätten den Schlüssel sowieso abgezogen haben. Nachdem der Laden verrammelt worden ist.

Zumindest Live-Poker ist derzeit gestorben und noch nicht wieder auferstanden. Das fehlende Live-Poker mit all seinen zwischenmenschlichen Facetten und all seinen kommunikativen Eigenheiten hat viele Spieler in die Einsamkeit entlassen. Sie haben mit erstickter Stimme und verheulten Augen eine Alternative gesucht; siehe oben; allerdings keine gefunden. Poker geistert wie gehabt durch ihr Leben, war aber in Wirklichkeit schon verschwunden. Eine Zeit des Trauerns und des Wartens. Man steht auf, trinkt Kaffee und Alkohol in nicht gesundem Maße, raucht, versucht zu lesen, zieht sich erst nachmittags an. Oder auch gar nicht. Man telefoniert mit Gleichgesinnten und Kartenvergleichsfreunden. Auch alle auf der Suche, auch alle am Arsch. Ja, es ist leer. Das verdammte Leben. Ohne das verfluchte Poker.

Denn viele haben in Poker offenbar ihr Paradies gefunden. Mit einem hübschen Gesicht. Das wir stundenlang verliebt anschauen können. Die andere Seite des Spiels verniedlichen wir. Die böse, dämonische Fratze des Spiels. Das diabolische. Denn irgendwann macht Poker ja seine Fehler uns gegenüber wieder gut. Dieses Spiel. Und wieder wird es hübscher und geiler. Es wird nicht wirklich hübscher, aber mit der Zeit und mit wachsender Liebe erscheint es uns immer hübscher.

Wir haben unser Schicksal zwar angenommen, aber noch nicht mit ihm versöhnt.
Viele von uns wissen mit der maskierten, entsprechenden Hygienebedingungen unterworfenen Stadt wenig anzufangen und sehnen sich nach der Vergangenheit. Gut, das macht man in meinem Alter eh öfter. In vielen Belangen des zwischenmenschlichen Miteinanders.


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