Kolumnen

Everest-Poker One Million – Von Snobs, Angst, Glück und schlechtem Essen

Snobismus ist eine klassische Form der heutzutage viel beredeten Exzelenzinitiative. Snobismus nützt nicht nur dem Snob selbst, sondern auch dem kleinen netten Volk. Wem verdanken wir denn die guten Weine, die unzähligen Kaffeevariationen oder Fleischstücke, die so zart sind, dass das Messer durchgeht wie durch die altbekannte warme Butter? Den Ernährungssnobisten. Den Architektursnobisten verdanken wir so Häuser wie Neuschwanstein, die Oper von Sydney oder das Casino von Monte Carlo.

Es ist einfach nur beeindruckend und eigentlich darf man dort drinnen auch gar nicht fotographieren. Aber Everest-Poker packte alle ihnen zur Verfügung stehenden Kontakte aus und ging mit Werthan ins „Casino de Monte Carlo“ zu einer Besichtigungstour. Mit Sondergenehmigung und Mariken Hogenhout im Arm in die heiligen und geldbringenden Hallen des Fürstentums.

Nachdem die Namen der Architekten schwer zu merken und noch schwerer zu notieren waren, wurde auf eine schriftliche Aufzeichnung derer völlig verzichtet. Interessant ist aber, dass das Casino 5 Prozent zum monegassischem Staatshaushaltes beiträgt und 50 Prozent des Casinos den Grimaldis gehört. Dass die Monegassen nicht unbedingt darauf schauten und schauen von wo das Geld kommt, zeigt ein Blick auf die Gästeliste. Während des 2. Weltkrieges in dem die Roulette-Kessel nie still standen, spielten hier französischen Kollaborateure ebenso wie mussolinitreue italienische Geschäftsleute oder Nazi-Offiziere auf Urlaub. Im dritten Kriegsjahr machte die Spielbank 6 Millionen Franc Gewinn, im Folgejahr schon 106 Millionen.
Und wenn wir schon bei Zahlen sind – es gibt vier Spielzimmer, in denen 13 Roulette-Tische, acht Black Jack Tische und fünf Pokertische stehen. Irgendwie wirkt von außen alles kleiner. Weil unsereiner ein nicht Snob ist und deshalb weniger oft ins etwas sehr noble Casino kommen kann, sollen hier die Bilder sprechen.

Raymond Domenech, der ehemalige französische Nationaltrainer spielte zumindest Tag eins bei der Everest ONE Million mit. Der Grund seines Auftrittes in Monte Carlo war, dass seine Lebensgefährtin und Moderatorin Estelle Denis eine der Everest Team-Pros darstellt.
Unbestätigt ist allerdings, dass Domenech sich nur langsam ins Foyer des Casinos getraute und sich von mehreren Seiten bestätigen ließ, dass weder Nicolas Anelka noch Franck Ribery im Umkreis von 30 Kilometer sind.
Weiters ist unbestätigt, dass Raymond Domenech, während er am Pokertisch saß immer wieder Nicolas Anelka zitierte („Va te faire enculer, sale fils de pute!“ – Ich f**** dich in den A**** du H****s***).


Vom Glück weiß Werthan sehr wenig, außer, dass man es nicht erlangen kann indem man sich in Selbstverleugnung verrenkt. Weder kann man es von einem anderen Menschen geschenkt bekommen, noch findet man es in bequem aufbereiteten Religionen oder in seltsame Kleidung gehüllte Gurus. Glück ist für unsereins, wenn er die Sonnenbrille wiederfindet oder am River nicht der Ein-Outer des Gegners kommt.
Unter Emmanuel Adam ist er nur den wenigsten bekannt, und „Emu“ aber allen. Dieser brauchte kein Glück durch Rückführungsgruppenleiter oder Rutengänger um den Presse-Event zu gewinnen. Der Preis war zwar „nur“ ein iPad, der Imagegewinn aber ein unbeschreiblicher. Emu spielte völlig unalkoholisiert sein A-Game. Zeitgleich lief auch noch der High-Rollerevent, der in keiner Weise Aufmerksamkeit erregte. Wenn beim „echten“ Pokerspiel maximal 5 Zuschauer sich um den eingekordelten Tisch nicht drängten, so waren es am Finaltisch des Presseturniers bis zu 20 Fans die Emu railten.
Bei „normalen“ Turnieren ist es ja so, dass nur die Medienvertreter nahe an die Tische dürfen. An diesem Abend war es umgekehrt – es durften nur Spieler nahe an den Tisch, das Journalisten-Pack musste hinter die Rail. Gehalten hat sich aber wie umgekehrt genau niemand daran.

„Das Essen des Casinos, in diesem 30 Jahre zu spät umgesetzten Jaques Tati Alptraum, ist Scheisse!“ Mit Sätzen wie diesen sorgt man für Empörung. Vergleicht man diese Wortzusammenführung mit „für Unterhaltung sorgen“ oder „ für das leibliche Wohl sorgen“ so dürfte rein sprachlich „Empörung“ genauso ein Grundbedürfnis sein wie belustigende Darbietungen und Verpflegung.
Aber genau dieser Empörung will Werthan nachkommen.
Für ein Buffet mit (täglich gleichem nicht gewürzten) Gulasch, (täglich gleich geschmackbefreiten) Fischfilet, (täglich gleichen, zu sauren) Mixed Pickles aus der Dose und (täglichem gleich versalzenen) Nudelsalat, kann man schon € 60 ablegen. Definitiv zu viel für diese Ausspeisung und die Freundlichkeit der Kellner.
Oh, Werthan hört sie schon rufen, die Gutmenschen, die Besserwisser und Sozialkritiker, wie sie ihr linksliberales Bequemlichkeitssprüchlein auspacken und ihm zurufen: „ Bescheidenheit ist eine Zier, du unzufriedenes Arschloch du“
Und Werthan denkt sich, dass das auch nur ein Sprichwort ist und er findet Sprichwörter ganz gut in Bezug auf Essen.
Wenn da Einer eine alte, verfaulte Banane isst und dazu sagt, dass „Dreck den Magen reinigt“ so kann er das ruhig sagen und wenn er dann noch meint, dass kalter Kaffee schön macht, und der Döner danach noch schöner, dann soll er nur – aber Wegelagerei muss zumindest erwähnt werden dürfen.

Verständlich ist es, wenn ein Pokerspieler seine Frauen oder wenn es ein redlicher Pokerspieler ist, nur seine Frau, mit zu einem Turnier bringt. Wenn sie dann sehr zur Erfreuung des männlichen Blickes gehüllt ist in zarten, sexy Kleidern, die ihre Erlebnisgier auf exzessive Weise zum Ausdruck bringt und sich trotz kühlen, monegassischen Temperaturen so kleiden, als ob sie ihre Brüste und Beine zum öffentlichen Vergleich stellen müssten, so versteht man den befrauten Pokerspieler, weil er mit Stolz erfüllter Brust zeigen kann „Meine Frau ist geil“.
Wenn dann allerdings, wie hier in Monte Carlo gesehen und gehört, in einer Turnierpause seine „geile Frau“ Sätze sagt wie „Schatz, das Wetter ist schlecht“ oder „Was machen wir nach dem du ausgeschieden bist?“ und der Spieler lieber mit seinen Turnierpartnern über Hände reden will, so stellt nicht nur er sich die Frage, weshalb er seine ihm vom Schicksal zur Zeit Zugemutete überhaupt mit zum Turnier mitgenommen hat. Liebe Leute, überlegt es euch in Hinkunft ob ihr in einer Turnierpause gefragt werden wollt: „Spielst du noch lange, Schatz?“

„Ein Mann ist so alt wie er sich fühlt, eine Frau so alt wie sie sich anfühlt“, ist ein Satz den Frauen aus unerklärlichen Gründen nicht wirklich als charmant empfinden. Fabrice Soulier feierte seinen „irgendwas über 40“ Geburtstag im Rahmen der Everest-ONE-Million direkt am High-Rollertisch. So sind Pokerspieler eben.

Noch ein paar Zahlen zu Tag 2: drei Frauen, 54 Männer, 10 mit Kopfhörer, 13 Sonnenbrillen, 1 ½ blond gefärbte Haare


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