Verehrter Franz Josef Wagner,
ja, ich verehre Sie. Auch wenn ich nicht immer Ihrer Meinung bin, aber das soll wohl auch gestattet sein. Ich mag Ihren Stil, Ihren Polarismus, Ihren Veuve. Respekt und Lob auch zu Ihrer gestrigen Post in der Bild – herrlich, wie Sie unserem Außenminister die Stange gehalten haben. Und das meine ich nicht mal ironisch.
Wir beiden haben viel gemeinsam – Lebenskunst, nicht immer überschäumende Lebenslust. Wir verstehen uns als Meister des geschliffenen, gerne auch mal bösen Wortes. Wir sind Genießer, nicht nur hinsichtlich Tabak, Wein und Frauen. Wir sind Spieler; Zocker des Lebens. Nur von Poker habe ich nachweislich mehr Ahnung als Sie.
Wir sind stark mit der Feder, eher unlustig im Gespräch. Unsere cholerische, genussvoll alkoholvernichtende Grundhaltung schafft manierliche, manchmal manipulierende Manifestationen. Wir haben beide beste Freunde mit Doctortitel im Namen.
Die Widrigkeiten des Lebens interessieren uns nicht, wir bekämpfen sie nicht einmal, sondern ignorieren sie.
Und das wohl ausgeprägteste Verbindungsglied – wir machen uns Gedanken. Und wir scheuen uns nicht, diese mitteilen zu wollen. Anders können wir es nicht.
Und nun schreiben wir also beide tägliche Korrespondenzen. Seien Sie versichert – es ist kein Angriff auf Sie und Ihren Sonnengott-Thron. Neben Ihnen ist immer noch genug Platz, sich zu verwirklichen, sich darzustellen, sich zu sonnen. Es war schon lange an der Zeit, dass der Platzhirsch einen Spielgefährten bekommt. Ein anderes kommunikatives Tier auf der Weide.
Hier bin ich also. Ich freu mich drauf.
Mit den allerherzlichsten Grüssen
Ihr Udo Gartenbach
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