Kolumnen

Der Tag danach – Nachbetrachtung des Live-Wettabends FCZ-FCB

Nein, ins Stadion wollte ich nicht. Da funktioniert mein Handy wegen überlasteten Netzen nur selten und darum begab ich mich in mein Stamm-Pub in der Nähe von Zürich, das WLAN anbietet, sowie die Livespiele zeigt, was meine Livewetten begünstigt. Zudem ein gutes einheimisches Bier dazu und so simpel kann für mich ein einfacher Wettabend beginnen auch ohne meine Kollegin, die sich momentan mit anderen Männern abnervt.

Wegen den ausgeglichenen Quoten, wettete ich keinen Gewinner an diesem Spieltag. Lediglich beim Spitzenspiel Zürich – Basel setzte ich von Anfang an auf ein Unentschieden. Die Quote 3.55 war mir recht. Das Spiel begann um 20.15 Uhr und der FC Zürich war beim Spitzenkampf eindeutig die bessere Mannschaft. Nach vier Grosschancen schoss mein FCZ endlich das 1:0 in der 42. Minute. Djuric verwandelt zuerst den sicheren Kopfball nicht, jedoch den Abpraller fast unmöglich zwischen Torhüter und Abwehrchef. Typisch FCZ.

Daraufhin legte ich meine Wette auf „Unentschieden“ nach und bekam eine Quote von 4.2 und eine Quote auf Sieg des FC Basel von Faktor 7. Mein Herz blutete als ich gegen meinen Verein wettete. Aber Wetten sind emotionslos und ich tat es wegen der Quote und „Murphy’s Law“. Gerade aber jetzt hoffte ich nicht auf eine Persiflage, also nicht auf diese Stimme im Unterbewusstsein: „Wer die Tore nicht macht, der bekommt sie“. Und vor allem Alex Frei, der in Zürich immer „dauerausgebuht“ wird, weil er in der Schweizer Nati nicht trifft, aber dafür schmerzlich viel in der Liga (schon 22 Treffer). Pause. Der FC Zürich war immer noch in Führung und ich hinten bei meinen Wetten. Mir war’s recht.

Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Das Spiel beginnt gleich wie die erste Halbzeit angefangen hat. Der FC Basel kickt als würden sie dem FC Zürich den Sieg schenken wollen. Doch ich traue gerade Alex Frei nicht über den Weg. Alphonse, der Stürmer des FCZ, welcher mit seinem Schweissband um den Kopf wie ein Indianer aussieht, trifft in der 53. Minute erneut nur den Pfosten. In der 67. Minute wechselt der Trainer des FCZ den sehr gut spielenden Barmettler gegen Margairaz aus. Das ist die offensive Variante.

Dann passiert was passieren musste: Hinten, da wo vorher Barmettler die Fäden zog, stimmte die Zuordnung nicht mehr und Alex Frei bekam seinem Nachnahmen entsprechend, den Ball völlig unbedrängt und schob souverän ein. Edward A. Murphy Jr. bewahrheite sich. Ausgleich. Die Quoten brechen ein und kehren in den Keller zurück, wie mein Gemüt. Freuen, dass ich jetzt bei meinen Wetten vorne lag, konnte ich mich nicht.

Doch dann plötzlich das 2:1 für den FC Zürich. Ein kräftiger Beinschuss überlistet den Keeper von Basel und meine Heimmannschaft geht in Führung. Ich denke nicht mehr an Murphy’s Law, sondern wieder an: „Gott!“. Es gibt einen, da bin ich überzeugt, und schaue auf die Quoten: Ein Remis steht jetzt auf sensationellen 5.9. Sieg Basel: 11.2. Nein, ich lege nicht nach. Meine Emotionen lassen diese Aktion nicht zu.

Doch man soll beim Wetten nicht auf die Emotionen hören und das ist die wichtigste Regel beim Wetten! Die Bestrafung kam nach zwei Minuten: der „Exterminator“ war wieder Alex Frei, der sein 24. Tor in der Meisterschaft schoss. Ausgleich. Ich tendiere wieder zu Murphy’s Law.

Immerhin ist noch nichts verloren und es gibt noch drei Spiele die die Meisterschaft entscheiden. Der FC Zürich und der FC Basel müssen beide noch gegen den FC Thun und den FC Luzern antreten. Im nächsten Spiel jedoch muss der FC Zürich gegen den Stadtrivalen ran. Derbyzeit gegen den wieder erstarkten Grasshoppers Club Zürich.

Ach ja: Die Zürcherin mit Hang zum FC Basel hat sich übrigens nicht gemeldet. Auf meinen vorherigen Artikel gab es zwar ein paar Smilies als Reaktion, aber das war’s. Vermutlich hat sie sie sich in die geordnete Defensive zurückgezogen, wie das eben Frauen mit Stil machen. Immerhin gab’s Geld für meine emotionslosen Aktionen. Einsatz Netto mal 2.9 fach. Hätte ich es übers Herz gebracht, in der 75. Minute zu setzen, wäre der Faktor 5.5fach locker drin gewesen. Aber man ist ja auch Mensch – und Fan.

Wetten, dass ich da wieder wette!

Cheers

Martin Bertschi


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