Erst brachte uns ein maximal unfreundlicher Taxifahrer vom Flughafen zum Hotel , bei der Rezeption hatten sie meine Reservierung verschlampt und dann wollten sie uns gar kein Zimmer geben und irgendwie gelang es uns dann doch zumindest einen Notraum zu ergattern.
„Wir“ das sind übrigens in dem Fall mein Freund Peter Mühlbek und ich. In Riga waren auch noch Thomas „Buzzer“ Bihl dabei. Eine wunderschöne Zeit. Ursprünglich angereist wegen der „Olympic Voodoo Open“ gab es dann statt Poker hauptsächlich Disco und Sonne. Die Cashgames waren klein und wenig interessant und den einzigen Bad Beat hatte ich bei einem von mir organisierten Rendezvous mit drei wirklich hübschen Lettinnen Warum ich da alleine hingehen „musste“, bleibt besser im Verborgenen. Irgendwie mehr „Outs“ für mich – wie ich fälschlicherweise annahm. Dass eine der Schönheiten offen über ihre forcierten bisexuellen Neigungen plauderte, schätzte ich als Powerdraw ein. Dumm gelaufen, als dann die drei Mädchen ohne mich abzogen. Warum unterscheidet sich das Leben in seiner Brutalität so krass von Pornofilmen, weil da hätten sie mich laut Drehbuch sicher mitgenommen. (Ich wurde zwei Tage später großartig entschädigt, aber dass ich dann eine andere Geschichte.)
Zurück nach Kiew. Austragungsstätte der EPT Kiew ist der hiesige Sportpalast. Ein Gebäude von riesigen Dimensionen, vom Feinsten ausgestattet mit postkommunistischen gruseligen Flair. Hunderte Glastüren, aber nur zwei geöffnet. Der gelangweilte Security Mann scheuchte mich zurück, weil ich es wagte, an der Sicherheitsschleuse (spätes 70er Jahre Design) vorbei zu gehen. Folgsam passierte ich den Check. Alles bimmelte, was bimmeln konnte und alle Warnlämpchen blinkten hysterisch, aber das interessierte den Glatzkopf nicht. Sein Job war es offenbar, mich da durchzuscheuchen. Für den ausgelösten Alarm war dann wohl wer anderer zuständig und der war nicht da. Willkommen in der Ukraine!
Apropos „nicht da“. Eine weitere Schleuse später wurde eine Gästekarte verlangt. Angeblich zu lösen bei Schalter 4. Nur da war– richtig geraten – niemand. Irgendwann kam dann eine zarte Gestalt ohne irgendwelche Englischkenntnisse und absolut gewillt uns keinesfalls zu helfen. Ein vorbei schlendernder Russe kümmerte sich um uns und weiter ging es. Fast hätten wir den Moloch bezwungen. Quasi schon in Sichtnähe zum Turnierbereich gab es dann eine weitere Kontrolle. Diesmal wurde ein fehlendes Sicherheitsarmband eingemahnt. Um das zu bekommen musste man nur zurück und das Gebäude komplett umrunden. Eine Halbmarathonsdistanz bei Gegenwind für den geübten Sportler kein Problem. Für meinen Freund Peter Mühlbek wohl der Moment an dem er seine sofortige Abreise beschloss. (Nur bekam er keinen Flug und keinen passenden Mietwagen. Beinahe hätte er sich ein Fahrrad gekauft. Nur weg hier aus – Zitat – „Gotham City“ war sein Begehr.)
Irgendwann waren wir dann drinnen. Richtig drinnen im Turnierbereich, ausgestattet mit Sicherheitsbändern, Gästekarten und alles was man so braucht. Nur das schien niemanden zu interessieren. –Entzückend die Speisekarte. Euro werden akzeptiert. Ein Spiegelei etwa kostet 45 Cent. Für den Tee werden 27 Cent verrechnet und wer in ein Tagesgericht investieren möchte (Hühnchen mit Reis und Salat) muss mit 1 Euro und 37 Cent kalkulieren. Serviert von vier Frauen, deren größte Ambition es zu sein scheint, sich hinter einem der Pfeiler und Säulen zu verstecken, um dann möglichst böse dreinzuschauen.
Das Essen in tadelloser Qualität. Im Gegensatz zur Bausubstanz. Manchmal regnet es auch im August und so gab es bei dieser EPT eine weitere Premiere. Regen im Turnierbereich, der sich seinen Weg durch den kommunistischen Deckenbeton bahnte. Unaufhaltsam. An manchen Stellen waren es nur ein paar Tropfen, aber einen Dealer erwischte es massiv. Scheinbar hilft jahrzehntelanges stilles Fluchen tatsächlich. Da war sie nun die Strafe Gottes für all die Bad Beats. Ein Dealer sitzt im Regen und büßt für alle seine Kollegen während sich langsam seine Frisur auflöst.
Wirklich interessant die Cashgames. Allerdings finden die in anderen Casinos statt. Eine 100/200 Blind Omaha PL Partie mit $20.000 Buy-in und eine interessante Variante von 7 Card Sud (ebenfalls 100/200) bei der die höchst Karte zwingend anspielen oder folden muss.
Mich zieht es jetzt wieder „heim“ nach Odessa und außerdem muss ich mich um unser Forschungsprojekt kümmern. Für alle, die das sträflicherweise versäumt haben, hier der Link zu meiner letzten Kolumne – Am Strand von Riga wurden wir leider nicht fündig. Das kann mit den vielen Touristen zu tun haben oder die Unterwasser-Stachelschweine haben sich von Thomas Bihl bedroht gefühlt. Wir werden dem nachgehen und über alle weiteren Expeditionen berichten. – Selbstverständlich exklusiv bei Pokerfirma.de.