Es geht um Geld und um Angeberei und dann wieder um Geld und um Angeberei. Wenn ich in Las Vegas über die Straßen schlendere, denk ich mir: Oh mein Gott – die alle hier zusammen dürfen den mächtigsten Mann der Welt wählen und das macht mir dann doch ein wenig Angst.
Einen gar nicht mächtigen Mann durfte ich dann in dieser Stadt kennen lernen. Die einzig echte Seele. Vor dem Bellagio, zusammen mit meinen Freund wartend auf die berühmten Wasserspiele. Gedacht als unseren speziellen Ocean Thirteen Moment und dann kam dieser ältere schwarze Herr auf der Pirsch nach ein paar Dollar, aber auch getragen von dem Wunsch, uns ein wenig vom Blues des Wüstensommers zu vermitteln.
Und als er uns dann auf der Mundharmonika „What a Wonderful World“ spielte – „tipp me from the heart“ – versöhnte ich mich ein wenig mit der Stadt und dachte mir. “Sandra, jetzt bist du hier und jetzt wirst du diese Welt auch ein wenig geniessen”, und gleichzeitg spürte ich auch, dass ich hier nicht wirklich hingehöre und auch nicht hingehören möchte.
Aber es gibt auch die heitere Seite der Stadt. Die Lichter, die Shows und den Spass den die Leute haben. Es wird gewettet, praktisch auf alles und nicht nur auf hinlänglich bekannte Intellipokerpraktikanten die gegen Bares die Pools der Clubs verunsichern.
Zum Beispiel kam ich ohne jede Absicht mehr als eine Stunde zu spät zum PL Hold´em Turnier, aber ich war wenigstens nicht die Einzige und so fiel es weniger auf. Der Floorman sperrte für uns Nachzügler einen neuen Tisch auf und so saß ich dann mit Florian Langmann, Scotty Nguyen, Antonio Esfandiari, Brandon Adams, J.C. Tran und Sorel Mizzi in einer Hammerbesetzung. Es mag ganz sicher leichtere Tische gegeben haben, aber kaum einer war so witzig und amüsant.
Antonio Esfandiari war bei bester Laune und als ob ich in der Konstellation nicht genug damit zu tun gehabt hätte, mich auf mein Spiel zu konzentrieren, wurde mir ausgerechnet an dem Nachmittag die Ehre zuteil in die Riten des wohl aktuell heißesten Sidegames eingeführt zu werden – „What Lodden Thinks“. Benannt nach dem norwegischen 0nline-Champ und „Team Pokerstars Pro“ Member Johnny Lodden. Vereinfacht erzählt, zwei wetten, was ein Dritter denkt. Es wird einem Spieler eine Frage gestellt und der schreibt dann seine Antwort auf einen Zettel.
Jetzt geht das Wetten los – wobei es keine Rolle spielt, wie richtig oder falsch die Antwort auch sein mag.
Kleines Beispiel – Was denkt Brandon Adams, wie viele Dollar müsste man wohl Scotty Nguyen bar auf den Tisch legen, damit er sich sofort einen rasanten Kurzhaarschnitt verpassen lassen würde?
Brandon notiert seine Schätzung auf einem Zettel und dann wetten Antonio Esfandiari und J.C.Tran, was Brandon wohl geschätzt hat – 100k, 500k oder gleich eine runde Million?
Überhaupt scheint das Spiel unter den Highrollern in Vegas ein wenig ins Fiktionale abgeglitten sein. Und kurzfristig wurde es zu einem „What Sandra Thinks“. Wie viele Liegestütze am Stück würde ich Barack Obama wohl zutrauen? Das war die Frage der nächsten Runde. Auf meinem Zettel stand 40 Stück – schließlich will man ja nicht vor Ort den Präsidenten beleidigen und 40 Stück hört sich trainiert und akzeptabel an.
Jedenfalls Scotty kam meiner Antwort am nächsten und gewann. Für einen kurzen historischen Moment wurde ich zu seinem “Baby”, aber lang währte der Ruhm nicht und weiter ging es.
Überhaupt gewann Scotty fast immer und Antonio Esfandiari, der das Spiel gestartet hatte, lag meist weit daneben. Das änderte aber nichts an seiner guten Laune und auch nicht an seinem guten Spiel.
Für mich war es jedenfalls eine spannende Zeit in Las Vegas. Jetzt wird sich mal ein wenig erholt und dann geht die Reise weiter. Vielleicht die EPT in Moskau oder doch die APT in Macau? Das muss ich mir noch reiflich überlegen. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest – Las Vegas, ich komme wieder.