Kolumnen

WPT Venice – leider gut

Die Startphase meines Pokerfreunds Jürgen Bachmann vom Team Pokerprostartup ist heute Gegenstand meiner Betrachtungen. Gut 200 Spieler haben die gut 4.000 Euro Buyin für Day 1a aufgetrieben. Jürgens Tisch startet 7-handed. Drei Stacks bleiben zunächst herrenlos.

Man startet hier mit 15.000 Punkten, was eine Stunde lang 300 Big Blinds entspricht. Was in dieser ersten Stunde an Jürgens Tisch geschehen ist, berichte ich euch nun. Ich hoffe, es ist was Interessantes dabei.

Jürgen sitzt in Seat Sieben. Die ersten beiden Hände werden unmittelbar von Openraises aus Seat Neun bzw. Acht gewonnen. Dann eröffnet die Neun als Highjack erneut, die Zehn bezahlt. Der Flop bringt T42 rainbow. Neun setzt und bezahlt das Raise der Zehn. Nach einer Q am Turn checken beide. Der finale J führt zum Check-Fold der Neun gegen die 1.125er Wette der Zehn. Ola! Da hat die Zehn wohl schon jetzt was klarstellen wollen…

Doch die Neun interessiert das nicht wirklich. Er eröffnet erneut munter und die Zehn zahlt erneut. Momentum oder gar eine persönliche Sache schon in Spiel 4? Interessant. 8h8c6c. Beide checken. Kc komplettiert einen möglichen Flush. Der Bet der Neun bleibt ungecallt. Die Zehn gefällt mir. Lässt die Neun ein wenig wildern, saugt dann aber den Profit ab ohne sich emotional zu binden. Ich glaube die Neun spielt gegen die Zehn; die Zehn aber nicht unbedingt gegen die Neun. Zudem hat die Zehn Position. Eine gedachte Last-Longer-Wette zwischen den Beiden geht für mich klar an die Zehn.

Die Gemüter legen sich. Openings der Zehn, der Acht und noch zweimal der Zehn gewinnen unmittelbar. Ich bleibe dabei: Auf die Zehn wird zu achten sein. In Hand 9 eröffnet die Sechs und gewinnt ehe in Hand 10 ein erster Multiwaypot entsteht. Die Drei bringt sich erstmalig ein, indem sie aus UTG die bisher größte Raisesize auf 200 spielt.
Und da ist es wieder das Livepokerphänomen: Ein tighter Spieler erhöht ohne Position deutlich. Da wollen doch alle dabei sein!?! Konkret bezahlen die gute Sechs (er trägt schließlich ein Qualitätslogo) und die Acht. . Die Conti der Drei gewinntt den Pot.

Jetzt scheint Stimmung am Tisch zu sein. Die Fünf am CO macht auf, der Button bezahlt, SB auch. wird mit Check, Contibet (700), Call und Fold gespielt. CO und der Button sind nun Heads Up als der Turn die Flush-7 bringt. Check, Bet (1,4k), Fold lautet die Action. Der Button gewinnt. Hier wurde sich nichts geschenkt. Wieder gewinnt der Spieler, der als erster die aktuelle Schallmauer von 1k durchbricht. Das Spiel sollte man sich im Hinterkopf behalten, vielleicht gibt es später mehr Infos von den beteiligten Spielern und man kann erneut (dann aber bei besserer Infolage) darüber sinieren, was hier gespielt wurde…

Nun kommt die Eins und begrüßt die Fünf per Handschlag.

Die Fünf raist auf 225 und gewinnt. Dann openlimpt die Fünf, woraufhin die Acht und die Neun mitmachen, ehe die Eins vom Button mit einer Bet von 300 dazwischenklopft. Die Fünf und die Acht bezahlen. Am Flop contibetet die Eins 650 und gewinnt. Die Eins und die Fünf outen sich hier als potentiell gut. Mir gefällt das sukzessive Austesten von Eröffnungsvarianten bei der Fünf und das Squeezeplay der Eins. Wohl eher keine Fische. Weitersuchen ist angesagt. Aber schon jetzt kann ich sagen, dass mir der Tische tendenziell stark anmutet.

Die Zwei bringt frisches Blut in die Runde. Doch das Niveau bleibt hoch. Nahezu keine Karten sind zu sehen und die gespielten Lines können alle Sinn machen.
In Hand 17 betritt Jürgen (Seat 7) erstmals nicht-foldend, dafür folgenreich das Parkett. Er bezahlt ein 125er Opening der Eins. Dann check-callt er 200 nach am Board. Der Turn bringt mit der Sechs eine weitere kleine Karte und Jürgen setzt mit 550 nach. Die Eins callt in dieser Runde. Der River blankt mit einer 3 und Jürgens 850er Bet wird ausgecallt. Das Overpair JJ der Eins gewinnt. Jürgen hat kraftvoll ab Turn die Action übernommen, aber das Overpair zahlt durch. Ex Ante bin ich mit dem Timing von Jürgen einverstanden. Es gab bisher noch keinen Showdown und die Eins spielt keineswegs ultratight. Ex Post ist das Timing natürlich unglücklich.

Wenig später komplettiert der Tisch als die Vier kommt.

Level 1 geht mit vielen Blindsteals zu Ende. Ich mache mich auf den Weg und fasse die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Da kommt Thomas Lamatsch und lässt losen. Neuer Tisch. Bad Beat? Nicht wirklich. Der Tisch war nicht leicht, lieber schreibe ich umsonst mit, als dass Jürgen hier den ganzen Tag kämpfen muss. Glück auf am neuen Tisch!

Die nun wertlosen Facts sind vielleicht aber doch interessant:

Gespielt wurden 31 Hände in 60 Minuten. 16 Hände wurden preflop entschieden (Es gab einen 3-Bet), 15 Hände wurden Postflop gewonnen, davon 10 Hände vom Preflop-Aggressor, und davon unabhängig 11 Hände vom Spieler in Position. Eine Hand kam zum Showdown. Es wurde 1-mal mit Limp eröffnet, was nicht zu einem billigen Flop führte.

Update: Jürgen ging mit einem Averagestack (gut 19k) in die Dinnerbreak.

Update2: Jürgen ist mit gut 12k zwar short aber in Day 2. Am Freitag ab 3 pm  darf Daumen gedrückt werden.

Zahler zocken – Könner kalkulieren
Stephan M. Kalhamer
the-gambling-institute.de


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments