Kolumnen

Cut off Plus 1 beim 7 Card Stud 5 Max Hi Low

Vergangene Woche bekam ich ja neben einer gehörigen Ohrfeige und keinem Honorar die klare und eindeutige Ansage der Chefin, endlich mal wieder einen pokerrelevanten Text zu schreiben, um unsere Leser an meiner Weisheit zu erfreuen.

Ihr Wort ist mehr als nur ein Befehl. Und, ja, ich habe Angst. Angst um mein üppiges Zeilenhonorar und generelle Angst vor dominanten Frauen. Ihr solltet mal sehen, was mit meinem Vorgänger passiert ist, als er dreimal nicht gehört hat. Ja, ich bin ein Weichei. Ein Hinterherchecker.

wcard3Deshalb also heute keine orthografisch fragwürdigen Textbausteine über meinen semiprofessionellen Alkoholismus; deshalb also heute keine pseudolustigen Altherrenwitzdümmlichkeiten über mein untenrum gut und prägnantes Bestücktsein. Heute also entsprechend der Vorlieben und der Intelligenz unserer geschätzten Leser eine relevante kartenspieltechnische Abhandlung. Nennen wir es ohne Pathos und ohne Übertreibung einfach eine weitere Doktrin aus meiner Feder.

Auch werde ich die zahlreichen Tipps vom Werthan berücksichtigen, der mir entsprechend dem Befehl der Chefin generelle Hilfen zum Schreiben eins erfolgreichen Textes gegeben hat; wofür ich ihm für den Rest meines Lebens dankbar sein werde.

Ich werde allezeit Alliterationen auslassen. Und ganz bestimmt will i totally fuck the shit Anglizismen. Was ja bereits bei der Überschrift total voll krass und super geklappt hat. Auch das war ein wichtiger Hinweis von Werthan „niemals redundant sein und nie mehr Wörter als nötig benutzen“.

Kommen wir nach diesem dann doch zu langem und zu umständlichen und zu schwer zu verstehendem Entree; welches nicht ansatzweise als künstlerisch wertvoll und noch weniger als literarisch notwendig definiert werden kann; zum Inhalt dieser meiner heutigen Kolumne. Kommen wir zu meinem Lieblingsspiel und meiner Lieblingsposition bei meinem Lieblingsspiel.

Verdeutlichen möchte ich dieses an einem Beispiel einer gespielten Hand. Ende August im Casino Malta bei einem 7 Card Stud 5 max Hi Low – Event. Wir waren bereits im vierten Level bei Startblinds von 200. Meine Edge auf die übrigen Spieler war an diesem Tag herausragend; ich war in der Form meines Lebens. Die Varianz meiner Startblätter variierte von Zeit zu Zeit, aber damit kann ich aufgrund meines Könnens und meines wohl angeborenen Talentes natürlich entsprechend umgehen.

Ich eröffne meine Hand Ace King (verdeckt) und King (open) nach einiger, dennoch notweniger und angemessener Zeit des Tänkens mit einem Raise auf Pot. Natürlich mit dem Hintergedanken, den Move auf der nächsten Street weiterzuführen. Finally; darüber besteht meinerseits schon zu diesem frühen Zeitpunkt nicht der geringste Hauch eines Zweifels; ist dann meinerseits Shoven angesagt.

Einer der Mitspieler mit 5 (open) callt, alle anderen ziehen die einzig richtige Schlussfolgerung und folden ihre Hände, um weiterhin voller Spannung und voller Hochachtung meinem Spiel zuzuschauen.

The next open card ist bei mir eine 8, beim Gegner eine 2. Ich setze wieder Pot, er callt. The next open card ist bei mir wieder eine 8, beim Gegner eine 4. Ich setze dieses Mal aus spielstrategischen und psychologischen Gründen nur den halben Pot. Die anderen am Tisch schauen mich bewundernd an, damit hat keiner gerechnet. Ich aber will ihn ja bewusst reinleveln ohne Rücksicht auf seine Handrange. Um dann letztlich zu floaten, da ich ihm keinen Combodraw mit Showdown-Value gebe.

Mein Gegner überlegt, und überlegt, und nach einiger weiterer Zeit der Überlegung foldet er seine Hand. Ich gewinne die Hand, ich gewinne den Pot.

So wichtig ist also die Position beim 7 Card Stud.


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