Kolumnen

Das Märchen vom Froschkönig. Reloaded.

In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein Herr König, dessen Töchter waren alle nicht schön, aber die jüngste war so grottenhässlich, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien.

Nahe bei der 2-Zimmer-Plattenbauwohnung des Königs lag eine dunkle Einbahnstrasse, und in der, neben einer alten Linde war ein Card Casino; wenn nun der Tag zur Neige ging, so ging das Königskind hinaus, dorthin, und setzte sich auf Platz 4 an Tisch 3; und wenn sie dort Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk, auch wenn sie das noch schlechter konnte als Texas Holdem.

Nun trug es sich zu, dass die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr dickes Händchen fiel, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu unter den Tisch rollte. Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten.

Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: »Was hast du Königstochter, du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte. « Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch unter dem Tisch.

»Ach, du bist’s, alter Fisch«, sagte sie, »ich weine über meine goldene Kugel, die herabgefallen ist. «

»Sei still und weine nicht«, antwortete der Frosch, »ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dir dein Spielwerk wiederhole? «

»Was du haben willst, lieber Frosch«, sagte sie, »meine Kleider, meine  falschen Perlen oder meinen Big Blind«.

Der Frosch antwortete: »Deine Kleider, deine Klunker und deine Chips, die mag ich nicht; aber wenn du mich liebhaben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem Tellerlein essen, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich suchen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen.«

»Ach ja«, sagte sie, »ich verspreche dir alles, was du willst, alles. «  Sie dachte aber: Was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt unterm Tisch bei seinesgleichen und quakt und kann keines Menschen Geselle sein.

Der Frosch, als er den Call erhalten hatte, tauchte unter, sank hinab, und über ein Weilchen kam er wieder heraufgehüpft, hatte die Kugel im Maul und warf sie auf den Pokertisch, mitten in den Chipstapel des Nachbarn. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort.
»Warte, warte«, rief der Frosch, »nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du. «

Aber was half ihm, dass er ihr sein Quaken so laut nachquakte, als wie er konnte! Sie hörte nicht darauf, eilte nach Haus und hatte bald den armen Frosch vergessen. Ja, so sind die Frauen.

Am andern Tage, als sie mit dem Vater König sich zur Tafel gesetzt hatte und Currywurst aus der Mikrowelle von ihrem Plastiktellerlein aß, da kam etwas die Treppe herauf, und klopfte an der Tür und rief: »Königstochter, jüngste, mach mir auf.« Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, und ihr war ganz angst. Der König sah wohl, dass ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach: »Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa wieder die Sittenpolizei vor der Tür und will dich holen? « »Ach nein«, antwortete sie, »es ist ein garstiger Frosch. «

»Ach Vater, als ich gestern donken war, da fiel meine goldene Kugel unter den Tisch. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es verlangte, so versprach ich ihm, er solle mein Geselle werden. Nun ist er draußen und will zu mir herein. «

Da sagte Herr König: »Was du versprochen hast, das musst du auch halten. «  Sie also ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: »Heb mich herauf zu dir. « Sie zauderte, bis es endlich der König befahl. Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch, und als er da saß, sprach er: »Nun schieb mir dein Tellerlein näher, damit wir zusammen essen. « Der Frosch ließ sich’s gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bißlein im Halse stecken. Endlich sprach er: »Ich habe mich satt gegessen, nun bin ich müde, nun trag mich in dein Kämmerlein und mach dein Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen. « Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch. Der König aber ward zornig und sprach: »Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten. « Da packte sie den Frosch mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er angekrochen und sprach: »Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf, oder ich sag’s deinem Vater. « Da ward sie bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften gegen die Wand. »Nun wirst du Ruhe geben, du garstiger Frosch.«

Als er aber wieder herabfiel, war er kein Frosch mehr, sondern ein adonishafter Pokerspieler extremst guten Aussehens namens Gus.  Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe namens Tilt verwünscht worden, und niemand hätte ihn erlösen können als sie allein, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen, nach Vegas. Dann vögelten sie und schon bald danach schliefen sie ein, und am andern Nachmittag, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren, mit zwölf Zylindern bespannt.
Und so lebten sie glücklich und meistens auch zufrieden als Lebensabschnittsaffäre bis ans Ende seiner Bankroll.

P.S. in eigener Sache: Bevor nun wieder meine Fans hier kommentieren, dass es alles unsinniger und überflüssiger Schwachsinn ist – ja, besten Dank, aber das weiß ich selber.
Und apropos Gus Hansen, der hat sich noch nicht auf das Gewinnspiel gemeldet. Ansonsten ist aber schon die halbe Pokerszene vertreten. Auf royalflush.de gibt es mich und eine geile Reise (ohne Frösche) nach Las Vegas zu gewinnen.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
10 Comments
Inline Feedbacks
View all comments