Die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein ist eine maritime Schönheit. Sie schmiegt sich um West- und Ostufer der Kieler Förde, einem etwa 20 Kilometer langen schmalen Meeresarm der Ostsee. Die intensive Seeluft, vermischt mit dem unablässigen Schreien der Möwen und dem Tuten von Schiffsirenen und der emsige Schiffsverkehr von Seglern, Fähren und großen Fracht- und Containerschiffen unterstreichen den Charakter einer umtriebigen und geschäftigen Hafenstadt.
Das atemberaubende Panorama der Ostseestadt besteht aus Fähranlegern, Kreuzfahrtterminals, und Yachthäfen. Aufmerksame Beobachter entdecken in Marinestützpunkten festgemachte graue Kriegsschiffe und tiefschwarze U-Boote. In östlicher Blickrichtung prägen die Docks der Thyssen-Krupp Howaldtswerke Deutsche Werft mit ihren zwei gigantischen Portalkränen die Stadtsilhouette.
In Kiel betreibt die Gruppe der Schleswig Holsteinischen Spielbanken ein Casino. Weitere Standorte sind Flensburg, Schenefeld, Sylt und Travemünde.
Das Casino Kiel liegt zentral – keine 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt – am Schwedenkai. Dort legen die riesigen Fährschiffe für die skandinavischen Länder an. Gegenüber, am Ostufer der Förde befindet sich ein weiterer Fähranleger. Auf den riesigen Parkplätzen davor warten regelmäßig Hunderte von großen LKW, um vollgeladen mit Waren per Fähre den Wasserweg nach Oslo, Göteborg oder Klaipeda anzutreten.
Das Casinogebäude ist durch seinen markanten Schriftzug weithin sichtbar. Allerdings könnte man meinen, das Ensemble hätte schon bessere Zeiten erlebt. Die markante dunkelrote Fassadenfarbe ist im unteren Bereich deutlich abgeblättert. Auch lässt sich der Eingang zunächst nicht so leicht finden. Zwischen dem Zugang zum Fährterminal und einem Laden für alkoholische Getränke, der vermutlich bevorzugt von Reisenden nach Skandinavien besucht wird, entdeckt der neugierige Besucher bei genauerem Hinsehen erneut den markanten Schriftzug des Casinos auf den schmalen Glastüren. Passiert er diese, gerät er in ein merkwürdig düsteres Entree. Nach rechts geht es in ein Parkhaus, es riecht nach Abgasen. Links hinauf führt eine Treppe in den ersten Stock. Die Wand ist mit einem Roulettekessel bemalt, auf der halben Treppenhöhe finden sich die Fruitsymbols einer Slotmachine. Assoziation Glücksspiel, Ja, dieser Weg könnte richtig sein.
Im ersten Obergeschoss wird es dann allerdings sofort angenehmer, nachdem man das Casino betreten hat. Zur Linken liegt direkt die Rezeption. Dann folgt eine Sitzecke mit bequemen hellbraunen Ledersesseln auf – einer Hafenstadt angemessen – Schiffsbodenparkett.
Dem schließt sich der Hauptspielbereich an. Dort gibt es vier American Roulette- und zwei Black Jack Tische. Beim Black Jack gibt es eine Reihe von Zusatzwettmöglichkeiten (Super Jack) und einer Jackpotoption. Eine großzügig geschwungene Bar trennt den Lebendspielbereich von den Automaten. Durch eine Reihe von Fenstern hat man freien Blick auf das Hafen- und Werftpanorama.
Fragt man das Casinopersonal nach Poker, wird man auf eine schmale Wendeltreppe rechts von den zwei Black Jack Tischen hingewiesen. Sie führt auf eine Balustrade, eine Art Zwischengeschoss, das durch Glaswände vom übrigen Casinobereich abgetrennt ist. Dort sind fünf Pokertische aufgebaut. Eingefasst mit schwarzer Rail, bespannt mit schwarzem Spieltuch und mattschwarz farblich abgesetzt stilisiertem Casinologo, weißer Betline und rotem Zentralfeld für den Pot sind sie echte Hingucker. Zwei davon sind mit Mischmaschinen ausgerüstet und werden bevorzugt für Cashgames eingesetzt.
Es gibt zwei wöchentliche Turniere: Freitag NLHE 105+5 €, Samstag NLHE 145+5€. Cashgame (ausschließlich 2/4 € NLHE) findet am Mittwoch, Freitag und Samstag statt, sobald Turniertische freiwerden.
Zu den besonderen Highlights im Casino Kiel gehören Deepstack-Turniere, die etwa fünfmal pro Jahr angeboten werden. So auch am letzten Wochenende vom 30. April bis zum 02. Mai 2010, dem „Poker in den Mai“. Für ein Buy In von 250+15 € gab es 15.000 Chips. Bei Startblinds von 20/40, sehr moderater Limitsteigerung und Blindzeiten von 45 Minuten pro Level konnte man ausgezeichnet pokern. Diese außergewöhnlich spielerfreundliche Turnierstruktur erlaubte es dem geduldigen Spieler wirklich, stundenlang zu folden, ohne seine Chips in häufig hoffnungslosen A-X- oder Minipaar-Szenarien pushen zu müssen.
Für die Starttage 1a (30.04.) und 1b (01.05.) wurde jeweils bis zum Level 10 gespielt, das bedeutete etwa 03:30 Uhr am Morgen. Der Finaltag am 02. Mai begann um 16:00 Uhr und endete gegen 01:30. Die Finalisten des „Poker in den Mai“-Turniers hatten damit etwa 20 Stunden am Pokertisch verbracht. Für die zehn Finalisten wurde ein Preisgeld von rund 27.000 Euro ausgeschüttet.
Das nächste Deepstack-Turnier ist für das erste Juli-Wochenende geplant. Einzelheiten dazu findet man unter www.spielbank-sh.de und www.cki-poker.de.to.
Fazit: Leider ist es oben auf der Balustrade etwas eng und auch düster. Die Pokertische selbst sind allerdings durch je zwei Lampen pro Tisch sehr gut ausgeleuchtet. Das wirkliche Manko besteht darin, dass im Casino Kiel die Pokerbalustrade als Raucherbereich gilt. Während des Deepstack-Turniers zum Mai war zwar das Rauchen außerhalb der Turnierpausen nicht gestattet, in den Pausen wurde der ohnehin beengte Raum aber hemmungslos vollgequalmt. Und nachdem am zweiten Turniertag Cashtische eröffnet wurden, gab es kein Halten mehr für die Raucher.
Ein Besuch des Casino Kiel lohnt sich aber dennoch, insbesondere für Turnierinteressierte, die die Geduld und Disziplin für etwa 20 Stunden Deepstack-Turnierdauer – verteilt über zwei Tage – aufbringen können. Dafür erwarten die Gäste ausnehmend freundliches und kompetentes Personal. Die DealerInnen beherrschen ihr Handwerk. Sie sind dabei souverän, fix und schaffen es regelmäßig, komplizierte Wechselvorgänge bei Antes, Blinds und Sidepots fehlerfrei zu bewältigen.