Irland ist immer eine Reise wert – vor allem wenn man Pokerspieler ist. Denn nicht nur in Dublin, sondern überall im Land gibt es eine Auswahl von regelmäßigen und guten Turnieren. Aber auch die größeren Events können sich sehen lassen. Von den angebotenen Turnierstrukturen können wir hierzulande oft nur träumen (oder Buy-Ins von € 5.000 oder mehr wie bei der EPT dafür bezahlen).
Und wenn es dann zur 2. Auflage der „European Deepstack Poker Championships“ geht, dann kann man sowieso wieder etwas ganz besonders erwarten. Bereits letztes Jahr hatten Michael Lacey und das Team von „Green Joker Poker“ mit diesem einzigartigen Event die Turnierszene beeindruckt. Für ein Buy-In von € 1.500 gab es auch dieses Mal wieder 50.000 Startchips bei langsam steigenden Blindlevels von 60 Minuten. Und obwohl auch in Irland die Veranstalter kämpfen müssen, um die Zahlen vom Vorjahr zu erreichen, entschied man sich aufgrund des positiven Feedbacks für eine größere Location als im Vorjahr. Letztes Jahr in Drogheda (ca. eine halbe Stunde nördlich von Dublin) brauchte man aus Platzgründen noch zwei Starttage. Dieses Jahr bot der „Red Cow Complex“ am Stadtrand von Dublin einen Raum mit Platz für 28 Tische. Damit schien man für den kommenden Ansturm an einem einzigen Starttag gerüstet und es schien so, als ob das Main-Event auch ausverkauft sein könnte.
Leider spielte dann am Ende aber das Wetter nicht ganz mit. Der Organisator Michael Lacey hing selbst noch bis Mittwochabend im Winterchaos in London fest und schaffte es gerade noch rechtzeitig, denn am Donnerstag sollte das Event ja bereits mit einem €100 (+1 Rebuy od. AO) Supersatellite beginnen. Ich selber hatte ebenfalls Glück. Meine Maschine landete am Donnerstag um 12:35 Uhr in Dublin. Genau 15 Minuten später wurde die Rollbahn bis zum Abend wegen eines Schneesturms geschlossen. Diverse andere Spieler mussten große Umwege in Kauf nehmen oder konnten erst gar nicht anreisen.
Trotzdem wurden beim Supersatellite immer noch 16 Plätze bei 113 Teilnehmern ausgespielt. Für mich reichte es leider nur zu einem Platz im Mittelfeld und damit zur Rolle des Zaungastes beim Main Event. Dieses brachte es dann immerhin noch auf 154 Teilnehmer (2008: 140 Teilnehmer). Eine respektable Anzahl wenn man bedenkt, dass es über 50 wetterbedingte Absagen gab.
Und auch wie im letzten Jahr dauerte es nicht allzu lange (16 Minuten), bis es jemand seine 50.000 Chips unter den anderen Teilnehmer verteilt hatte. Von da ab ging es dann aber erst mal etwas langsamer weiter. Schließlich war das Turnier ja auf drei Spieltage angelegt. Unter den Teilnehmern viele lokale Pokergrößen, eine größere Anzahl Teilnehmer aus Frankreich sowie einige bekanntere Namen wie z.B. Padraig Parkinson, WSOP Main-Event Gewinner Noel Furlong, Michael Abecassis, Surinder Sunar und der Vorjahressieger Dara O’Kearney.
Während das Main-Event dann am Samstag in den zweiten Tag startete war es für mich Zeit für das € 500 Side-Event. Dieselbe Struktur wie beim Main-Event, allerdings mit 10.000 Startchips und 45 min. Levels. Dementsprechend war dieses Turnier auf zwei Tage angelegt. Auch hier gab es dann statt der erwarteten 120 Teilnehmer ein immer noch ganz ordentliches Feld von 84 Teilnehmern.
Für mich ging es am Anfang allerdings erstmal rückwärts im Chipcount und der Tisch sollte fast den ganzen Abend über sehr anstrengend sein. Denn an diesem gab es einen Spieler dessen Umgangston in die Kategorie „unpassend und unwürdig“ fiel (um es sehr freundlich auszudrücken). Leider hatte auch das Floorpersonal lange Zeit keine wirkliche Handhabe außer regelmäßigen Ermahnungen. Irgendwann fiel dann aber doch das böse F-Wort und es gab die mehr als verdiente Zeitstrafe von einer Runde. Einige Zeit später fiel das F-Wort ein zweites Mal. Diesmal gegen eine junge weibliche Mitspielerin. Zwei Runden Zeitstrafe und der Hinweis auf Disqualifikation falls es wieder passieren sollte. Dazu kam es aber nicht, denn Cat O’Neil revanchierte sich für die Entgleisung ihres Mitspielers auf ihre Weise am Pokertisch und nahm den Störenfried mit AK vs. A8 und AK vs. A9 vom Tisch. Die Freude war allen anderen deutlich anzusehen und der Abend wurde von da an wesentlich angenehmer.
Insgesamt kann man dem gesamten Personal der Veranstaltung ein großes Lob aussprechen. Probleme wurden kompetent und fair vom „Floor“ gelöst und die beim Main-Event und den Side-Events eingesetzten Dealer zeigten sich als sehr erfahren. Etwas seltsam mutete nur der Getränkeverkauf an. Irgendwie kostete fast jedes Getränk (einschließlich Wasser) den Einheitspreis von € 3,40. Das konnte dann schon ganz schön ins Geld gehen, falls man nicht selber vorgesorgt hatte.
Ich selber konnte mich bis auf 30.000 Chips hocharbeiten (ein großer Teil davon gehörte vormals ebenfalls dem Störenfried), musste dann aber etwa die Hälfte wieder an Derek „The Clamper“ Williams, einen der Lokalmatadoren, abgeben. Nach elf anstrengenden Levels war dann Tag 1 Geschichte und 18 Spieler konnten sich auf den zweiten Tag freuen. Meine Freude hielt sich dabei in Grenzen, denn mit 11.400 Chips lag ich auf Platz 17 im Chipcount.
Während es für uns also am Sonntag in den zweiten Spieltag ging, stand für das Main-Event bereits die dritte Runde an. Nicht gereicht hatte es hier für Noel Furlong, Padraig Parkinson und andere bekannte Namen, die sich bereits am zweiten Tag verabschieden mussten. Sehr gut sah es allerdings lange Zeit für Dara O’Kearney und einen möglichen Back-to-Back Erfolg aus. Allerdings musste auch er am Ende von Tag 2 einen herben Rückschlag einstecken und schied dann am dritten Tag auf Platz 15 mit einem Preisgeld von € 3.500 aus.
Den Sieg konnte sich in einem rein irischen Finale nach einem Deal Francis McCormack vor Jason Tompkins und John Eames sichern. Für McCormack bereits sein zweiter Erfolg in diesem Jahr. Denn beim $2.000 Side-Event der EPT in Deauville konnte er bereits mit einem 13. Platz cashen. Während Jason Tompkins bisher eher ein unbeschriebenes Blatt ist, hat Eames schon einige Erfolge in 2008 vorzuweisen und dürfte wohl definitiv in die Kategorie der jungen aufstrebenden Talente gehören. Aber auch für ihn ist es allerdings der bisher größte Geldgewinn seiner Pokerkarriere.
Mein Tag 2 konnte eigentlich nicht besser beginnen: Zum einen wurde ich auf den Button gelost und zum anderen waren die ganz großen Stacks am anderen Tisch untergebracht. Die ersten Hände gehörten dann auch in die Rubrik „Traumhaft“.
Erste Hand: 88 und Verdopplung gegen KQ – Stack nun 25.000. Zweite Hand: TT und Blinds und Antes eingesammelt – Stack 30.000. Dritte Hand: TT und all-in eines Short-Stacks gecallt. Shortstack hält AA, Flop kommt 7-7-T, Turn blank, River Ass und wieder runter auf 20.000.
Von da ab lief es etwas ruhiger, aber stetig aufwärts. Die Blinds hatten, trotz der guten Struktur inzwischen mit 1.500/3.000 Ante 300 Regionen erreicht, die vielen der verbliebenen Teilnehmer wehtaten. Meinen Höchststand konnte ich dann mit 70.000 Chips erreichen, musste aber den Blinds und einem hochaggressiven Bluffer Tribut zollen. Gegen den ging dann leider auch die letzte Hand verloren und meine verbliebenen 54.000 Chips wechselten den Besitzer. Platz 15 bei neun bezahlten Plätzen war am Ende dann doch ein für mich eher unbefriedigendes Ergebnis für ein ansonsten sehr schönes Turnier. Zumal auch mein „Ersatz-Event“ am Freitagabend im „Sporting Emporium“ mit einem 7. Platz kurz vor dem Geld zu Ende ging. Den Sieg im € 500-Event holte sich der Engländer Tommy Cunningham vor den Iren Jude Duffy und Colin Stuttart.
Am Sonntagabend gab es dann noch ein weiteres € 00 Event. Da dieses nur einen Tag dauern sollte, waren hier die Blindzeiten auf 30 Minuten verkürzt. Hier gab es für mich keinen Blumentopf zu gewinnen und deshalb hatte ich etwas früher als erwartet Zeit, diesen Bericht zu schreiben. Auch in diesem Event ging der Sieg nach England: Calum Murphy gewann vor dem Iren TJ Tracy und dem Franzosen Jean-Phillippe Rodrigues.
Und auch wenn es mit zwei „Fast-im-Geld“ Platzierungen geldtechnisch ein eher unbefriedigendes Ergebnis war, möchte ich auf dieses Wochenende nicht verzichtet haben. In Summe über 20 Stunden Poker vom Feinsten in einer der Pokerhochburgen Europas.
Harald Gärttner
Michael Lacey und Green Joker Poker haben jedenfalls das nächste Event schon angekündigt. Und wie man fast erwarten durfte, ist es wieder etwas ganz besonderes: Ein 6-handed Festival. Alle Turniere und alle Cashgames finden dabei ausschließlich 6-handed statt. Wer sich den Termin vormerken will:
European Short-Handed Poker Championships vom 4.-7. Juni 2009
The BallsBridge Inn, Dublin.
Fr. 5. Juni – €1.000+€100 NLH – 3 Tages
Sa. 6. Juni – €500+€50 PLO – 2 Tage
Sa. 6. Juni – €500+€50 NLH – 2 tage
So. 7. Juni – €300+€30 NLH – 1 Tag
Main Event: € 150.000 garantiert, 20.000 Startchips und 1h Blinds, max. 300 Teilnehmer.
Nähere Infos gibt es bei Michael Lacey ([email protected])
Hier noch die gesamten Ergebnislisten der EDPC II:
European Deepstack Main Event €1500+€150 (154 Spieler)
1 Francis McCormack €52.500
2 Jason Tompkins €50.000
3 John Eames €26.500
4 Olivier Jouve €18.500
5 James McManus €16.000
6 Sean Gregory €14.000
7 Manuel Bevand €11.500
8 Sean Kilroy €9.000
9 Frank Cruess Callaghan €7.000
10 David Glynn €4.500
11 Thierry Goue €3.500
12 Peter Dragar €3.500
13 Jean-Phillippe Rodrigues €3.500
14 Kevin Fitzpatrick €3.500
15 Dara O’Kearney €3.500
16 Willie Russell €2.000
17 Jay Renehan €2.000
Preispool: €231.000.00
€500 + €50 No Limit Holdem Side Event (84 Spieler)
1 Tom Cunningham €14.000
2 Jude Duffy €8.500
3 Colin Stuttart €5.700
4 Ciaran Burke €4.000
5 Vincent Burke €3.100
6 Thang Nguyen €2.400
7 Rob Taylor €1.900
8 Jordan Van Gestel €1.400
9 Pierre Lenoir €1.000
Preispool: €42.000
€330 + €30 No Limit Holdem Side Event (84 Spieler)
1 Calum Murphy €7.000
2 TJ Tracey €6.000
3 Jean-Phillippe Rodrigues €3.420
4 Dave O’Reilly €2.400
5 Julien Brecard €1.860
6 Yoann Van Daele €1.440
7 Christy Walsh €1.140
8 Charly Grenet €840
9 Igman €600
10 Regis Burlot €500
Preispool: €25.200