Seit fünf Jahren gehört Boris Becker zum Team von PokerStars.de. Interview-Termine sind selten, außer man schafft es, Boris bei einem Turnier mal eben für ein paar Minuten zu erwischen. Anlässlich des fünfjährigen Jubliäums hat PokerStars.de ein Interview mit dem Star gemacht und den Medien zur Verfüung gestellt.
PokerStars.de: Herr Becker, Sie sind seit fünf Jahren Mitglied im Team PokerStars.de. Was waren in der Zeit Ihre schönsten Poker-Erlebnisse?
Boris Becker: Da gab es natürlich einige schöne Momente. Ich werde nie meine erste European Poker Tour in Monte Carlo vergessen, als ich im Side Event nach dem ersten Tag Chipleader war. Am Ende konnte ich mich bis an den Finaltisch vorspielen und den siebten Platz belegen. Das war natürlich ein goldener erster Schritt und seitdem ist die Begeisterung immer weiter gestiegen. Mein bestes spielerisches Ergebnis war wohl bei der World Poker Tour in Las Vegas. Nach fünf langen Tagen bin ich 40. von 400 Spielern geworden. Mein erstes Cash Main-Event war letztes Jahr bei der EPT in Barcelona. Das werde ich auch nicht vergessen.
PokerStars.de: Welcher Poker-TV-Auftritt ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Boris Becker: Das ist mein erster Auftritt bei Stefan Raabs “TV total PokerStars.de Nacht”. Jedes Mal werde ich daran erinnert, dass mich meine Frau vom Tisch genommen hat. Aber das war natürlich der erste große nationale Erfolg. Besonders für meine Frau, die hat das Turnier dann auch noch gewonnen. Aber als ich das zweite Mal Gast bei Stefan Raab war, habe ich meine Frau vom Tisch genommen. Daran kann sich nur leider kaum jemand erinnern. Am Ende habe ich im Heads-up gegen den Online-Qualifikanten verloren. Aber ich bin zumindest Zweiter geworden. Ich würde gern noch ein drittes Mal bei Raab spielen.
PokerStars.de: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften für erfolgreiches Pokern?
Boris Becker: Das Geheimnis ist wahrscheinlich die Geduld. Man braucht sehr viel Geduld, um dann im richtigen Moment aggressiv spielen zu können. Im Englischen gibt es ja den schönen Ausdruck „No shame in folding“ und das trifft beim Pokern wirklich zu, gerade bei Turnieren. Wer einmal einen schlechten Call macht, ist draußen. Somit sind Konzentration, viel Geduld und ein Pokerface sehr wichtig. Um das alles zu beherrschen, muss man eine Menge Zeit mitbringen und noch mehr üben.
PokerStars.de: Würden Sie sagen, dass Pokern Ihr Leben beeinflusst hat?
Boris Becker: Ja, sogar sehr positiv in den letzten fünf Jahren – Geduld und Konzentration zu trainieren ist ja immer von Nutzen. Ich vergleiche das Pokern stellenweise aber auch mit meiner Tenniskarriere, da gibt es einige Parallelen. Bei den Turnieren bin ich viel unter jungen Menschen, wir reisen zusammen und sind in den gleichen Hotels. Ähnlich habe ich das als 25-Jähriger erlebt. Mein heutiger Alltag sieht da schon etwas anders aus, aber mich ab und zu durch das Pokern wieder in meine Jugendjahre versetzt zu fühlen ist schon schön.
PokerStars.de: Wimbledon wird ja ganz häufig als Ihr Wohnzimmer bezeichnet. Ist heute der Pokertisch Ihr neues Wohnzimmer?
Boris Becker: Aufgrund von vielen Verletzungen und einigen Operationen kann ich heute nur noch ganz selten Tennis spielen und längst nicht mehr so gut wie früher. Dafür habe ich aber das Pokern kennen und schätzen gelernt, ich habe sogar einen Pokertisch zu Hause. Ich habe einige Lieblingsturniere, die besuche ich nach Möglichkeit jedes Jahr. Pokern hat Tennis auf jeden Fall ersetzt.
PokerStars.de: Betreiben Sie Poker heute genauso ernsthaft und ehrgeizig wie früher den Tennissport?
Boris Becker: Ich bin leider nicht hauptberuflich Pokerspieler. Das ist der einzige Unterschied. Ich spiele aufgrund anderer Verpflichtungen im Jahr höchsten fünf, sechs Turniere. Deswegen kann ich das auf der sportlichen Ebene nicht ganz vergleichen. Aber wenn ich es denn spiele, bin ich beim Pokern genauso konzentriert wie beim Tennis. Das ist sicher.
PokerStars.de: Welche persönliche Schwäche von Ihnen ist manchmal ein Nachteil am Pokertisch?
Boris Becker: Ganz am Anfang war es natürlich ein Nachteil, als Quereinsteiger so bekannt zu sein. Jeder wollte gegen mich spielen, dabei war ich noch nicht besonders gut. Dadurch musste ich fast immer bis zum Ende spielen und bluffen war so gut wie unmöglich. Ich konnte diesen anfänglichen Nachteil aber bald zu meinem Vorteil nutzen, weil ich mein Spiel schnell verbessert habe. Dann konnte ich den Gegner immer wieder überraschen und ihm seine Chips abnehmen. Heute bin ich akzeptiert als jemand, der Pokern kann. Meine größte Schwäche ist jetzt letztlich der Zeitmangel. Wenn ich zum Pokerturnier komme, war ich vorher wochenlang in einer ganz anderen Welt. Ich muss meinen Kopf dann erst einmal wieder auf Poker programmieren. Das ist gerade bei einem Turnier sehr schwierig, denn wenn man zwei schlechte Hände hat ist das Turnier vorbei. Während ich noch an meiner mentalen Stärke und meinem Pokerface arbeite, ist das Turnier dann leider oft schon gelaufen.