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Offener Brief an Thomas Bihl

Werter Thomas“Buzzer“ Bihl,

Bezugnehmend auf deinen Kommentar muss ich mich jetzt auch zu dem „Fall“ äußern. Es tut mir einfach leid, wenn du als geschätztes Mitglied der deutschen Pokercoummunity wörtlich schreibst: „Damit ist das Thema Pokerfirma für mich erledigt“. Hoffentlich überlegst du dir das noch einmal.
Mag sich der Spieler Bihl als Betroffener auch ungerecht behandelt fühlen. Der Sportsmann Bihl sollte froh sein, dass es eine Seite wie pokerfirma.de gibt, die sich um Objektivität bemüht und ihr Fähnchen nicht nach dem scheinbar opportunen Wind richtet.

Thomas Bihl

Aber eines nach dem anderen. Klar bin ich als Person befangen und tue mir bei der journalistisch erforderlichen Objektivität sehr schwer. Nur meine Befangenheit gereicht dir zum Vorteil. Bei jemand anderen hätte ich persönlich meine Feder in Salzsäure getaucht und genug Stoff für eine wirklich angriffige und böse Story gehabt.
Nur hast du mir – und meinem Turnier – einen supernetten Gefallen getan. Ganz großartiger Auftritt von dir so wie man dich kennt als echten angenehmen Sportsmann.
Zweitens haben wir mit Christoph Haller einen gemeinsamen Freund. Und  das sonst so inflationär verwendete Wort „Freund“ trifft es in dem Fall wirklich in seinem Kern. Drittens mir ist Kollege Vörtmann persönlich nicht bekannt und es gibt keinerlei emotionale Bindung zwischen uns (vielleicht dass wir uns beide ein wenig jenseits des Idealgewichtes befinden – aber da könnten wir dich so gerade eben auch noch aufnehmen in unseren Kreis 🙂 ).

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du den Typ Schulterklopfer bevorzugst. Du befindest dich einfach eklatant im Irrtum und das aufzuzeigen ist kein feindliche Akt, sondern absolut wohlmeinend. Kommen wir zum Vorwurf an den Floormann. Da passt es einfach nicht, wörtlich von „Skandal 1“ zu schreiben. Der Floorman hat gemacht, was er machen musste. Die Entscheidung ist völlig korrekt und musste so getroffen werden. Wenn du auf der sonst so geschätzten Seite Overcard.de das Gegenteil schreibst, ist es nur fair, dass wir es richtig stellen. Ich weiß, du wettest gerne und ich biete dir folgende Wette an. Wir einigen uns auf eine Liste von 12 „Poker-Geschworenen“ aus der Branche. Legen ihnen den „Fall“ vor und ich wette € 1.000, der von dir angeklagte Floorman wird freigesprochen!

Kümmern wir uns um die Dealerin. Die hat einen schweren Fehler gemacht zugegeben, aber es ist niemand gestorben oder plötzlich nachhaltig verarmt. Selbstverständlich sollte sich die Dealerin und das Haus entschuldigen. Ebenso selbstverständlich muss man dir zugestehen, dass du alles richtig gemacht hast. Du hast die Dealerin gefragt nach der Hausregel. Hast dich dann nochmals versichert und deinen Move gemacht. Wirklich ärgerlich  – und ich verstehe deinen Unmut gut – dass diese Auskunft der Dealerin falsch war. Allerdings gleich von „dritt und viertklassigem Personal“ zu schreiben ist dann doch deutlich unter der Gürtellinie. Beziehungsweise würde mich interessieren, in welcher Klasse du sonst die Dealerleistungen einordnest – durchaus auch bei den internationalen Events. Und dass mir als Sportsmann nicht gefällt, wenn ein renommierter und liquider Spieler öffentlich auf eine kleine Dealerin losgeht, ist doch wohl klar.

Wirklich auf den Holzweg – als mildestes aller Worte – wird allerdings dein Beurteilung bzw. dein Vorgehen, wenn es um deinen Gegner Vörtmann geht. Was kann man ihm denn jetzt auch in der übelsten Interpretation als maximalen Vorwurf machen, wenn man eurer durchaus übereinstimmenden Version der Ereignisse folgt? Vielleicht war das in letzter Konsequenz einfach nicht die feinste aller Arten. Vielleicht hätte Vörtmann als Beteiligter die am Tisch aufkommende Diskussion samt der Idee den Floorman zu rufen abwürgen sollen mit einem einfachen: „Passt alles  – spielen wir einfach weiter“ – Nur wer ist schon in jedem Moment immer perfekt. Trotzdem lässt sich auch dein Vorwurf an Vörtmann im Höchstfall unter „kleiner ethischer Unperfektheit“ ablegen.

Nur, mag ich auch unbestritten als Pokerspieler ein paar Klassen unter dir sein, bei journalistischer Ethik und Fairness kenne ich mich aus und da liegst du in deinem Text bei Overcard.de schlicht und einfach völlig daneben. Statt dich da immer weiter zu verrennen, wäre in meinen Augen eine kleine Entschuldigung angebracht hat und dann widmen wir uns wieder den wichtigen Dingen im Leben. Vörtmann da im Netz bloß zu stellen, den Floormann völlig zu Unrecht vorzuführen und der Dealerin das Leben noch schwerer zu machen (als ob es nicht schwer genug wäre, mit Regelunsicherheit ihrem Beruf nachzugehen) war einfach nicht fein. Sollte dir aber ob deiner Verdienste um den deutschen Pokersport nachgesehen werden.

Vielleicht lässt sich der von dir angesagte Bruch zwischen pokerfirma.de und deiner Person nicht mehr kitten. Mir täte das aufrichtig leid, aber wir haben nur unserer Sportlichkeit folgend geschrieben, was zu schreiben war. Dazu stehen wir als Redaktion. Nur für dich ist immer ein Plätzchen frei und selbstverständlich bieten wir dir auch Raum für einen Gegendarstellung. – Hoffe, du überlegst dir das noch und alle löst sich in vorweihnachtlichem Frieden.

Wünsche dir ein erfolgreiches weiteres Turnier.

Götz Schrage


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