Wenn es in der GALA steht, dann stimmt es auch. Stefan Raab wurde gestalkt und jetzt sitzt die arme Frau per Urteil in der Psychiatrie. Wer sich mit einem Rucksack voller Werkzeug beim unbefugten Überklettern des Raabschen Gartenzauns erwischen lässt ist selbst schuld.
Auch ich bin verschossen, fixiert, besessen und das alles in der hochdosierten Version. Wenn Männer zu sehr lieben – die Literatur weiß mehr darüber. Mein neuer Herzensmensch ist ein wenig rund, ein wenig halslos und ein wenig kurzsichtig. Trägt einen albernen Vornamen und seitdem ich ein HD-Hyperbrillant Fastplasmen TV Gerät habe, weiß ich, er hat nette Grübchen in den Wangen.
Elton hat die TV Total Pokerstars.de Nacht gewonnen. Er hat das tanzende Monster besiegt und uns alle sehr, sehr glücklich gemacht. Mich besonders. Wenn ich meinen Rucksack in der Redaktion gefunden habe, hole ich mir mein Werkzeug aus der Pfandleihe und ziehe los. Elton ich liebe dich und kein Gartenzaun ist hoch genug. Meine Liebe wird nichts aufhalten.
Große Tragödien haben meist eine große Vorgeschichte. Es war ein lauer Maiabend im Jahre 2003 als ich meine Stimme verlor. RTL Promiboxen, übrigens ein völlig zu Unrecht abgesetztes Format, weil dort zumindest das passieren kann, was eigentlich jeden Tag passieren sollte. “Promis” hauen sich aufs Maul und wir dürfen zusehen. Ich erinnere mich noch wie aufgeregt ich war, ich stand da auf meinem Glücksplatz wo ich immer stehe, wenn es wirklich wichtig ist und brüllte “Carsten die Deckung – Carsten die Deckung!” – “Carsten – JETZT! – Carsten – tue es – Carsten schlag zu”. Zwecklos. Detlef D! Soost stand da wie ein Felsen und wenn er mal nicht stand, prügelte er Carsten Spengemann durch den Ring. Ja, Sie haben richtig gelesen und ich oute mich hier vor meinen 400 Millionen Stammlesern (auf Anraten meines Anwalts) – Ja ich habe Carsten Spengemann im Mai 2003 die Daumen gedrückt und ich stehe dazu. Wer immer gegen Detlef D! Soost antritt, ist mein Mann. Ich kann den dämlichen Detlef nicht leiden, weil er für alles steht, was ich hasse und gegen alles agiert, was ich liebe. Musik ist doch fast so gut wie Sex und Talent ist ein Geschenk Gottes. Gute Sängerinnen müssen nicht “Dreck fressen” und schlechte Sängerinnen muss man nicht in der unsäglichen “Popstars” Show halten, weil die Mutter Krebs hat oder verschuldet ist (oder möglichst beides). Voyeuristische Ausbeutung verachte ich wie kaum was auf der Welt.
Jetzt sehen wir uns wieder in der Pokerstars.de TV Total Pokernacht. Oder exakter formuliert, er sieht mich nicht, aber ich sehe Detlef. Geschätzter 3:1 Chiplead gegen Elton und wieder stehe ich an meinem Glücksplatz und brülle mir die Seele aus dem Leib. Die erste kniffelige Situation 9-7 für Elton – die Frisur hält, die Hand auch! Elton hat verdoppelt. Dann wenig später der Klassiker. Elton 99 und Detlef AK. “Neun – Neun – Kein Ass – Kein Ass – Bitte kein Ass”. Ich vergesse die Dealerin daran zu erinnern, auch die Könige tief unten im Deck zu lassen. Aber es ist nicht notwendig, es ist Weihnachten! Es ist Weihnachten, Geburtstag, Ostern und Jom Kipur auf einmal.
Flop: A J 9. Ich umarme den Flachbildfernseher und versuche den Decoder zu küssen. Erfolglos. Turn: 9 – Ich weiß nicht mehr genau, was dann passiert ist. Ich tanze und versuche mich selbst auf den Mund zu küssen. Ebenfalls erfolglos.
Die Dealerin fragend: “Muss ich weiter dealen?” – Ich: “Nein! Nein! Nicht weiter dealen. Nicht notwendig” und es packt mich kurz die Angst. Was ist wenn jetzt noch eine Neun kommt oder ein zweiter Pik Junge. Missdeal wäre das und ich wäre im Kloster für immer – wenn nicht für länger. Karte verbrannt. Nichts ist passiert. Eine unschuldige Vier. Ich tanze. Ich liebe. Ich lebe. Und wo bitte ist mein Rucksack?
Die Spieler in der Einzelkritik:
Stefan Raab – 6.Platz: Hat seine Rolle gefunden. Quasi der SC Freiburg des Pokerns. Sympathisch, aber in den Mitteln limitiert. Pokern hat eben doch auch mit Talent zu tun und seitdem Raab das ansatzweise respektiert, kann man ihn mögen. Der sechste Platz war vielleicht ein wenig unverdient. Ein fünfter hätte es auch getan. Raabs neuer Kampfruf: “Weil jeder der geht, ist ein Platz besser für mich”. Diesmal ging keiner, aber das wird schon.
Sonja Zietlow – 5.Platz: Mir immer in Erinnerung als leicht SM inspirierte Moderatorin von “Der Schwächste fliegt”. – Hat sich gut gehalten. Ist eine intelligente und schlagfertige Frau. Vielleicht mit ein wenig mehr Coaching hätte man noch mehr Potential abrufen können. Ihr Klassiker: “Einer von euch fliegt – wählt den Schwächsten im Team” würde vielleicht auch in diesem Format funktionieren. Wäre jedenfalls einen Versuch wert, aber für Stefan eine latente Bedrohung.
Achim: – 4. Platz: Sympathisch und schweigsam. Wenig Kartenglück für den Online-Qualifikanten. Bei diesem doch recht raschen Format kann man sich mit Klasse alleine nicht durchsetzen. Wäre ich nicht so unfassbar damit beschäftigt gewesen, Detlef D! Soost das Schlechteste zu wünschen, hätte ich Achim mehr die Daumen drücken können. So gesehen fühle ich mich schuldig.
Olaf Schubert – 3. Platz: Ganz groß. Mein zweitliebster Betroffenheitslyriker nach Reinald Grebe. Grundsätzlich garantiert nicht talentfrei am Pokertisch, doch die mangelnde Routine war mit der Zeit nachteilig spürbar. Hingegen als Komiker hochgradig talentiert und routiniert. Auf mein liebstes Schubert-Zitat musste ich diesmal vergeblich warten: “Eine Fleischbrühe in Hausschuhen, quasi kognitiv zu früh abgebogen”. – Vielleicht weil Detlef D! Soost hausschuhlos angetreten war. Da hätte man doch ein wenig adaptieren können.
Detlef D! Soost – 2. Platz: Anfänglich fast so schweigsam wie Achim. Sehr konzentriert und – so fair muss man sein – definitiv talentiert. Das sicher exzellente Coaching von meinem Kollegen Jan Heitmann hat gegriffen. Besonders short-handed schien er zu wissen, was man wann und wie zu tun hat. Angesichts der Kürze der Zeit eine starke Vorstellung. – Selbstverständlich peinlich sein Ausbruch kurz vor Schluss. 6-Outer am River. Detlef D! Soost springt auf, ballt die Faust stürmt durch die Kulisse. Zitat: “Entschuldigen Sie bitte, ich musste mal entladen. Ich war so wie eine V1 die noch in der Startvorrichtung steckt”.
Sollte ich jemals über Sooste seinen Zaun klettern, werde ich kein Werkzeug im Rucksack haben. Da packe ich eine V1 ein – und wofür das “V” steht sollte man wissen.
Elton – Platz 1: Was soll ich noch schreiben nach meinem Liebes-Outing. Danke, Danke und nochmals Danke! Kompliment noch an den Kostümbildner. Wie man auf diese fantastisch, wenn auch definitiv pyknisch halslose Figur eine Fliege montieren kann, verblüfft mich bei jeder TV Total Pokerstars.de Pokernacht. Wahrscheinlich ist sie angetackert und ich hoffe das war nicht zu schmerzhaft.
Dealerin Gabi: Ebenfalls dreifacher Dank. Ganz groß, dass du nach dem vierten Neuner nichts mehr riskieren wolltest. Ein klein wenig liebe ich dich natürlich auch. Nur als glücklich verheirateter Mann muss ich da ein vorsichtig sein und jetzt wo ich den gewichtigen Elton zusätzlich im Herzen trage, ist da einfach kein Platz mehr.
Michael Körner und Oliver Welke: Die beiden werden immer besser. Seitdem sie vom bedeutungsschweren in den amüsanten Modus gewechselt haben, klappt es auch mit der Unterhaltung. Ich habe mich jedenfalls bestens amüsiert. Zitate hätte ich genug notiert, aber sie verlieren aus dem Zusammenhang gerissen an Witz und Espirit.
Für den nicht Detlef D! Soost hassenden Zuseher war das gestern vielleicht ein wenig ereignislos. Dass Welke und Körner trotzdem Spannung und Niveau halten konnten, spricht für die Klasse der beiden Moderatoren. – Zu Welke noch eine kleine bissige Bemerkung: Das „2“ bei „V2“ steht nicht für „.2.Weltkrieg“. Aber egal, in Pisa wird um die Zeit ohnedies nicht die Pokerstars.de TV Total Pokernacht geschaut. – Ich bin jedenfalls beim nächsten Mal wieder dabei und dann wird dem Online-Qualifikanten wieder mehr daumendrückende Aufmerksamkeit zuteil. Großes Pokerehrenwort!