Unibet Open Budapest: Tag 1b – Roy Decker und der Aberglaube

Die Glückskomponente im Turnier Pokerspiel von zirka zwanzig Prozent, wird von vielen Pokerspielern angezweifelt. Dies widerspiegelt sich im Aberglauben vieler dieser Zweifler, so dass sie an fest an äussere Umstände glauben und nicht für ihre Entscheidungen verantwortlich sein müssen.

Roy Decker, den verirrten Deutsche, welcher eigentlich nach Berlin fahren wollte, und dann in Budapest aufgewacht ist, will ich nicht als abergläubisch betiteln, jedoch sind gewisse Situationen ab und zu einfach verdammt auffällig. Ok er hatte gut gekämpft und hatte nie viele Chips. Nach einer Livesession im Casino war ich zwei Stunden weg und kam dann zurück in den Turnierbereich und da sass Roy, der einzige Deutsche immer noch nicht mit massig Chips. Aber dafür am Featuretable.

Er genoss es jedoch mittlerweile am TV-Table zu sitzen und machte so für mich extra etwas Action. A8 .. raise aus später Position und alle waren weg. Ich merkte, seine Mitspieler glaubten mit Roy den Inbegriff der deutschen Eiche gefunden zu haben. Darauf wollte ich wieder gehen und die nächste Hand wurde gerade ausgeteilt. Er sagte mir, „Warte schnell Martin“. Ein Raise aus früher Position dreienhalbfach und Roy ging dann Allin. Ich dachte mir: „Wow Roy, eine extra Show für mich“. Der Initialraiser schaute mich an und ich entgegnete: „Always when I’m here he gets good cards“.

Nach einiger Überlegung callte der Intialraiser seine Allinbet mit über 75 Prozent seines Stacks und zeigte die Zehner. Stolz drehte Roy seine Buben um. Ich dachte mir schon ich hätte den Titel meiner nächsten Kolumne schon gefunden „I show you how to play Jacks“. Roy war zu 80 Prozent vorne. Doch dann drehte der Dealer als erste Karte die zweitletzte im Spiel verbliebene zehn auf. Keine Hilfe mehr für Roy und er musste den Event schon am Tag 1 verlassen.

Roy machte mir keine Vorwürfe. Aber nach dem Ausscheiden fand ich selbst, dass es so wie eine innere Uhr gibt, und ich genau auftauche, wenn Roy der letzte Deutsche ausscheidet. Schade.

Ich begab mich dann an ein Sit’n’go zum dänischen Clan. Dabei war auch Mads „Le Chiffre“ Mikkelsen am Tisch, welcher schon vor Roy Decker aus dem Turnier flog. Mit ein paar Bierchen wurde da locker gespielt und ich donkte bei den doch so verwunderlich tighten Dänen etwas rum. Ein Raise aus dem Smallblind nach einer dänischen Limporgie mit 62o bescherte mir noch einen Caller. Flop Q62 und ich checkraiste nachher den Dänen und zeigte dann noch meine Hand. Nachher musste ich mein looses Spiel etwas anpassen und kriegte von „Le Chiffre“ die Asse zugestellt. Ich konnte auf dem Flop dann ein Allin callen und ich verdreifachte fast meinen Stack. Schliesslich gewann ich das Ding.

Nachher überlegte ich mir. Wow „Le Chiffre“ hat mir die Asse zugestellt. Vielleicht ist dies jetzt das Ende meines Downswings. Ein Zeichen endlich… Ok gut.. vielleicht sollte noch mehr üben.

Im Mainevent am Tag 2 sind noch 104 Spieler dabei. Kein deutschsprachiger Spieler mehr. Keiner der drei französisch sprechenden Schweizer, kein Österreicher, welcher eigentlich Engländer ist und eben auch kein verwirrter Deutscher mehr.

Heute wird noch ein 550 Euro Turnier gespielt und morgen gibt es noch ein 220 Euro Turnier. Am Abend haben die Organisatoren eine Disco für die Playersparty gemietet. Die gute und sehr angenehme Stimmung hier am Unibet Open ist auffällig. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es heute eine grossartige Playersparty wird. Mit den vielen Nordländern wird dies sicher ein feucht fröhlich. Vielleicht weiss da auch einer wer Isildur1 ist.

Inzwischen ist auch das Wetter in Budapest besser geworden. Zwar ist es immer noch kalt, aber Roy und ich sind heute morgen mal zu der Markthalle gelaufen und haben da Paprika und Gulasch gekauft. Roy Decker hat sich nach seinem gestrigen Suckout wieder gut erholt.

Vor allem ist Roy jetzt richtig froh, hat ihn der armenische Taxifahrer falsch verstanden und ist nicht nach Berlin gefahren. Hier in Budapest fühlt er sich sicher.

Cheers aus Budapest.

Martin Bertschi